Wenn sich ein Unternehmen erfolgreich am Markt behaupten will, braucht es gute Mitarbeiter. Gute Mitarbeiter wiederum wollen zu guten Arbeitgebern. Woran Top-Mitarbeiter einen Top-Arbeitgeber erkennen können, zeigen folgende Beispiele…
Bewertet wird alles und jenes im Netz. Auch die Arbeitgeber. Stellt ein Arbeitszeugnis für gewöhnlich der Arbeitgeber aus, geht’s hier andersherum. „Konstanter Druck und starre Hierarchien“ oder „Moderne Ausbeutung“ ist auf Arbeitgeber-Bewertungsportalen wie jobvoting oder kununu von Mitarbeitern zu lesen, die ihren Arbeitgeber beurteilen. Gute Noten zeigen dagegen, dass Konzerne wie BMW, Audi oder Bayer beim Thema Mitarbeiterzufriedenheit etwas richtig zu machen scheinen. Doch auch die Mittelständler schließen auf.
Gute Arbeitgeber, abseits großer Konzerne
Wie zum Beispiel Goldbeck: Das Bielefelder Bauunternehmen mit gut 7000 Mitarbeitern an bundesweit rund 70 Standorten ist ausgezeichnet als eines der „Innovativsten Unternehmen Deutschlands 2020“ und „Top nationaler Arbeitgeber 2020“. Goldbeck zählt zu den Vorreitern der digitale Planungsmethode BIM (Building Information Modeling). „Wir sehen uns nicht in erster Linie als Bauunternehmen. Was uns ausmacht ist, dass wir ein Bauwerk als Produkt begreifen – und uns als Technologieführer“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Jörg-Uwe Goldbeck.
Die Fachleute des Unternehmens arbeiten eng mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen zusammen. So entstand etwa das Energie-Optimierungs-System GEOS in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik. Bei der digitalen Weiterentwicklung von Planungssoftware gibt es eine Kooperation mit der amerikanischen Stanford Universität. Diese Zukunftsorientierung macht attraktiv: Die Mitarbeiterzahlen haben sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdreifacht. Dennoch hat sich Goldbeck den Geist des Familienunternehmens bewahrt. Honoriert wurde dies 2019 auch mit der Auszeichnung „Familienunternehmer des Jahres“.
Mehr Transparenz bei KMU
„Insbesondere bei kleinen und mittelgroßen Firmen profitieren Mitarbeiter mehr von Vertrauen, Transparenz und Authentizität als bei großen Unternehmen oder Konzernen“, findet Christine Görzen, Mitgründerin der Initiative für Gute Arbeit. Die Baden-Württembergerin berät vor allem Firmenchefs kleiner und mittelgroßer Unternehmen (KMU), die ihre Arbeitgeber-Qualität verbessern wollen. „Bewerber wollen wissen, was sie erwartet“, weiß die Fachfrau. Je offener und transparenter sich ein Arbeitgeber präsentiere, umso höher die Chancen, dass gute Mitarbeiter zu guten Arbeitgebern finden.
“kurze Entscheidungswege“
„In kleineren Firmen profitieren Angestellte zudem von kurzen Entscheidungswegen“, erläutert Görzen. Bei Konzernen bliebe oft wenig Raum für persönliche und individuelle Personalbetreuung, diese laufe aufgrund der hohen Mitarbeiteranzahlen eher standardisiert ab. In den einzelnen Abteilungen herrsche of Silodenken. „In KMU arbeiten die Teams schon allein aus organisatorischen Gründen enger zusammen. Das erleichtert eine verbindliche, individuelle Kommunikation untereinander.“
Dass gerade kleine Betriebe als guter Arbeitgeber punkten können, zeigt das Beispiel der Berliner Softwarefirma Orgavision. Das Unternehmen mit gut 30 Mitarbeitern erhielt 2020 zum dritten Mal in Folge die Auszeichnung „Top-Arbeitgeber Mittelstand“. Auf dem Arbeitgeber-Bewertungs-Portal kununu trägt Orgavision das Gütesiegel „Top Company“. Damit sich potentielle Bewerber ihren zukünftigen Arbeitsplatz gut vorstellen können, sind die zu besetzenden Stelle auf der Homepage detailliert beschrieben. Außerdem ist erläutert, was Mitarbeiter von ihrem potentiellen neuen Arbeitgeber erwarten dürfen und wie Bewerbungsprozess und Einarbeitungsphase ablaufen.
Was einen guten Arbeitgeber ausmacht
Christine Görzen von der Initiative für Gute Arbeit weiß, was einen guten Arbeitgeber ausmacht. Sie hat Kriterien mitentwickelt, die sowohl Unternehmern, als auch Bewerbern als Orientierung dienen. Darunter sind Punkte wie flexible Arbeitsprozesse und Arbeitszeiten, unbefristete Arbeitsverträge, eine mindestens tarifgerechte Bezahlung oder interne sowie externe Fortbildungsangebote. Bewerbern rät die Diplom-Betriebswirtin, sich zu überlegen, was sie persönlich mit einem guten Arbeitgeber verbinden.
Je nach Lebenssituation können für den Einzelnen unterschiedliche Faktoren wichtig sein: „Einigen sind Weiterbildung und selbstständiges Arbeiten sehr wichtig, andere legen mehr Wert auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und möchten regelmäßig Feedback erhalten.“ Im Laufe des Bewerbungsprozesses sollten sich die für einen Bewerber wichtigen Kriterien leicht überprüfen lassen. „Ein guter Arbeitgeber belegt das Umsetzen der relevanten Punkte nicht mit Worthülsen, sondern mit konkreten Beispielen“ so Görzen.
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