Während DAX- und große Finanzunternehmen ihre Mitarbeitenden wieder in die Büros beordern, lautet das Motto bei einem mittelständischen Anbieter digitaler Trainingslösungen: 100 Prozent flexibel, aber nicht 100 Prozent remote. Brand Director Kerstin Steffen erklärt im Interview, wie das Konzept funktioniert…
Karriere-Einsichten: Kerstin, wie können wir uns einen klassischen Arbeitstag bei der imc vorstellen?
Kerstin Steffen: Der Tag könnte zum Beispiel am Morgen mit Online-Yoga beginnen, gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen. Danach folgen zum Beispiel ein paar Stunden fokussiertes Arbeiten im Homeoffice. Nach der Mittagspause geht es vielleicht ins Büro zu einem Meeting und nach Feierabend trifft man sich womöglich noch im bunten Team-Wohnzimmer zu einem After-Work-Plausch.
Karriere-Einsichten: Ihr habt bereits nach der Pandemie eure Arbeitskultur auf New Work umgestellt. Was bedeutet das genau?
Kerstin Steffen: Mit mehr als 400 Mitarbeitenden an 12 Standorten weltweit und dem Headquarter in Saarbrücken war unsere Arbeitskultur auch vor der Pandemie schon teilweise hybrid. Dann kam im Zuge der Corona-Maßnahmen die Homeoffice-Zeit und als die endete war klar: Ein reines Homeoffice-Unternehmen sollte die imc nicht werden, aber zurück zum Alten sollte es auch nicht gehen. Unser Arbeitsmodell sollte flexibel sein, aber nicht beliebig, sondern mit gewissen Spielregeln.
So entstand unser Motto: 100 Prozent flexibel, aber nicht 100 Prozent remote. Präsenz wird verlangt, wo Kunden jederzeit Ansprechpartner brauchen. Auch neue Mitarbeitende starten im Büro. Ansonsten gilt, dass jedes Team für sich selbst bestimmt, wo und wann gearbeitet wird – Hauptsache, das Ergebnis stimmt. Austausch und Abstimmungen können an den Team-Tagen im Büro erfolgen oder alternativ in Video-Calls oder Chats.
Karriere-Einsichten: Die Entscheidung für eine neue Arbeitskultur zog auch eine Umgestaltung euerer Büroräume nach sich, was hat es damit auf sich?
Kerstin Steffen: Zur unserer New-Work-Kultur gehören auch neue Raumkonzepte. Deshalb haben wir alle Büros nach und nach zu Co-Working-Spaces und Kollaborationsräumen umgestaltet. Es gibt Kreativzonen und Wohlfühlbereiche mit Sofas, die gern für Besprechungen oder Treffen nach Feierabend genutzt werden.
Neu sind außerdem sämtliche Angebote rund um den „Faktor Mensch“, von Gesundheitskursen bis zur überbetrieblichen Weiterbildung. Und die Technik wurde aufgerüstet mit einem „Starter-Kit“ aus neuem Firmen-Laptop und Zubehör für alle Mitarbeitenden, damit sie auch wirklich gut von überall arbeiten können.
Karriere-Einsichten: Ihr arbeitet nun gut zwei Jahre nach dem neuen Modell, wie sind eure bisherigen Erfahrungen damit?
Kerstin Steffen: Unsere bisherigen Erfahrungen und auch die Rückmeldungen aus den Teams sind bis heute überwiegend sehr positiv. Sicher auch, weil uns von Anfang an wichtig war, alle einzuladen und mitzunehmen. So ein Systemwechsel kann schließlich nur gelingen, wenn die Unternehmenskultur stimmt, die Bereitschaft zur Veränderung da ist und es ein vertrauensvolles Miteinander gibt.
“Workation, schon ausprobiert”
Karriere-Einsichten: Wie hat sich das New-Work-Arbeitsmodell konkret auf deinen Job ausgewirkt?
Kerstin Steffen: Als Führungskraft eines Teams, das auf vier Ländern aufgeteilt ist, bedeutet eine neue Arbeitskultur zunächst mehr Arbeit. Denn ein hybrides Team zu führen, heißt, ich muss nicht nur für Transparenz und eine gute Kommunikation sorgen, sondern auch für eine klare Fokussierung auf Ziele und Erwartungen. Der Vertrauensvorschuss durch flexibles Arbeiten soll letztendlich auf das unternehmerische Ziel einzahlen – die Leistung für rund 1300 imc-Kunden.
Ansonsten bin ich viel unterwegs und besuche unsere nationalen und internationalen Standorte um zu sehen, wie es dort mit der neuen Arbeitswelt klappt. Auch eine Workation, die Kombi aus Arbeit und Urlaub, wie sie die imc seit einiger Zeit anbietet, habe ich schon ausprobiert – in Paris.
Artikelbild: Standsome Worklifestyle/ Unsplash