Unterschied zwischen einem Gärtner und Führungskräften? Der Gärtner steht nicht im Wettbewerb mit anderen, die Führungskraft schon. Der Wettbewerb hat außerordentlich starken Einfluss auf ihr Denken und Handeln. Das hat durchaus Vorteile…
Die Führungskraft strengt sich an, besser zu sein als andere. Kann sie keine Ergebnisse liefern, wird sie womöglich abgelöst durch einen Konkurrenten. Ist sie hingegen erfolgreich, wird sie belohnt. Sie erhält Bonuszahlungen und steigt vielleicht auf.
Die Welt des Gärtners sieht völlig anders aus. Er muss nicht damit rechnen, durch einen anderen ersetzt zu werden, wenn seine Früchte klein und schrumpelig bleiben. Auch bekommt er keinen größeren Garten, wenn er gut wirtschaftet. Es ist nicht einmal sicher, ob er überhaupt ein schlechterer Gärtner ist, wenn die Vögel seine Kirschen fressen.
Und doch kümmert sich der Gärtner mit viel Ausdauer und Liebe um seine Pflanzen. Warum nur? Wahrscheinlich weil er Pflanzen einfach mag und sich an ihrem Gedeihen erfreut. Das treibt ihn an.
Relevant ist, was Erträge bringt
Bei den Führungskräften liegt der Fall anders. Besondere Anhänglichkeit an den eigenen Garten wird nicht unbedingt geschätzt, ja, es gilt eher als Karrierehindernis.
Ziel ist auch nicht die hingebungsvolle Pflege des Gartens, sondern der berufliche Aufstieg, also die Verfügungsgewalt über einen möglichst großen Garten.
Der Zustand des Gartens ist nur insoweit relevant, wie er sich positiv oder negativ auf den Ertrag auswirkt. Dabei muss der Ertrag möglichst hoch liegen. Wichtiger noch ist aber, dass er höher liegt als der vergleichbarer Gärten.
Das führt gewöhnlich dazu, dass die Pflanzen vor lauter Ertragsstress in einem erbärmlichen Zustand sind, die Führungskraft aber als ungemein erfolgreich gilt und weiter aufsteigt. Ihr Nachfolger kann dann zusehen, was er mit den ausgelaugten Pflanzen anfängt.
Andere Führungskräfte haben das Pech, dass Unwetter ihre Ernte verhageln und sie für die schlechten Ergebnisse geradestehen müssen oder es hat Schädlingsbefall gegeben. Der ist zwar mittlerweile unter Kontrolle, aber die Erträge sind zu niedrig.
Konkurrenz soll das Geschäft beleben
Auch wenn es in der idyllischen Welt des Gärtners ausgeblendet bleibt, so erfüllt das Prinzip des Wettbewerbs in der Welt des Managements eine wichtige Funktion – im Übrigen auch in der Natur, wie wir noch sehen werden.
Konkurrenz treibt Veränderungen an, bringt Verbesserungen hervor und verhindert, dass wir uns in satter Selbstzufriedenheit einrichten. Konkurrenzkann stark belebend wirken, auch in Organisationen.
Zugleich aber darf das Konkurrenz-Prinzip nicht alles durchdringen, sonst wird es zerstörerisch. Es muss ergänzt werden durch das Prinzip der Kooperation. Und es darf auch Bereiche geben, in denen das Konkurrenz-Prinzip wenigstens zeitweise ganz außer Kraft gesetzt wird.
“Konkurrenzlos wirksam”
Die Figur des Gärtners steht für ein solches „konkurrenzloses“ Wirken. Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass wir die positiven, die „biophilen“ Aspekte des Gärtnerseins nur dann für die Führung erschließen, wenn wir Wettbewerb begrenzen.
Das heißt gerade nicht, dass Ergebnisse nun nicht mehr zählen und die Erfolge keine Rolle mehr spielen. Das Gegenteil ist der Fall.
Was ist ein erfolgreiches Unternehmen?
Bad-Mein-Garten – für Manager…
Denn am Ende stellt sich die Frage, was überhaupt ein erfolgreiches Unternehmen ausmacht. Dass es eine möglichst hohe Kapitalrendite erzielt? Dass es einen möglichst hohen Wert hat, ablesbar zum Beispiel am Börsenwert?
Dass es Produkte auf den Markt bringt, die stark nachgefragt sind? Dass es vielen Menschen ihren Lebensunterhalt sichern hilft?
In diesem Buch wollen wir den Erfolg eines Unternehmens in einem sehr viel breiteren Sinn verstanden wissen. Ein Unternehmen, das eine hohe Rendite erzielt, aber seine Beschäftigten in großer Zahl in den Burnout treibt, ist gewiss kein erfolgreiches Unternehmen.
Ebenso wenig eines, das schädliche Produkte herstellt oder die Umwelt zerstört.
Umgekehrt muss auch ein Unternehmen, das seine Belegschaft gut behandelt, rentabel arbeiten. In diesem Sinne spielen viele Faktoren eine Rolle. Am Ende dürfte das Gesamtbild entscheiden. Ganz wie im Obstgarten, bei dem es ja auch nicht ausschließlich darum geht, wie viele Früchte er jedes Jahr abwirft.
Über den Autor: Matthias Nöllke arbeitet als Autor und Keynote-Speaker. Hinzu kommen einige Sachbücher und Ratgeber. Wie zum Beispiel sein hier vorgestelltes, neues Buch über “Gärten des Managements“…
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