Software-Architekten sind gesucht. Grund genug einmal nachzufragen, was ein Software-Architekt eigentlich macht …
Software-Architekten sind momentan mehr gefragt, als Pflegefachkräfte. Zumindest, wenn man einer führenden Online-Jobplattform glaubt: Während die Suche nach offenen Stellen für Pflegefachkräfte aktuell gut 3.500 Jobangebote auswirft, sind es für Software-Architekten mehr als 5.100. Laut Aussagen einiger Headhunter ist die Nachfrage seit Jahren größer als das Angebot. Angestellte mit diesem Stellenprofil verdienen im Durchschnitt 81.000 Euro brutto im Jahr, ist auf Kununu zu lesen, einem Internetportal für Arbeitgeberbewertungen.
Wer Software-Architekt ist, erarbeitet digitale Baupläne für IT-Programme oder Apps. Zum Beispiel für Onlineportale, Banken oder Versicherungen. Auch in Autos, Haushaltsgeräten oder in E-Learnings steckt komplexe Software, an deren Entwicklung Software-Architekten mitgewirkt haben. Einer von ihnen ist Eric Andre, er arbeitet bei der imc AG in Saarbrücken. Sein Arbeitgeber unterstützt Unternehmen bei der Entwicklung digitaler Trainingsstrategien und wurde gerade zum dritten Mal in Folge von der WirtschaftsWoche als bester digitaler Bildungsanbieter ausgezeichnet.
“aus vielen bunten Legosteinen ein Haus zusammensetzen”
„Die Arbeitsatmosphäre bei der imc ist ähnlich, wie in einem Start-Up, doch dank der 25-jährigen Erfahrung des Unternehmens mehr strukturiert. Für mich eine perfekte Mischung“, sagt der 36-Jährige, der für das Lernmanagementsystem der imc zuständig ist. Auf die Frage, wie er seinen Großeltern erklärt, was er beruflich macht, antwortet er: „Ich sage ihnen, dass ich aus vielen bunten Legosteinen ein Haus zusammensetze. Allerdings in der digitalen Welt.“
Was Software-Architektur ausmacht
Software-Architektur lässt sich tatsächlich mit dem Bau eines Hauses vergleichen: Viele Entscheidungen müssen bereits zu Beginn getroffen werden – etwa, ob eine Unterkellerung notwendig ist oder welche Form das Dach haben soll. Einige dieser Aspekte sind später nur noch schwer bis gar nicht mehr zu ändern und wollen deshalb gut durchdacht sein. Steht die Architektur, wird der Innenausbau geplant.
Hier sind dann – um beim Beispiel des Hausbaus zu bleiben – weitere Gewerke involviert, wie Elektriker oder Installateure. Alle Beteiligten haben dabei unterschiedliche Sichten auf das Haus. Eric: „Ähnlich, wie Bau-Architekten, planen Software-Architekten etwas, was real noch nicht besteht. Dazu gehört sehr früh zu entscheiden, was später in der finalen Lösung einmal wichtig sein wird, damit am Ende alles reibungslos funktioniert.“
Zu bestimmen, wann genug geplant ist und mit der Architektur eines IT-Systems begonnen werden kann, sei oft gar nicht so einfach: „Manchmal zeigt sich erst nach einer längeren Planungsphase, dass es auf diesem Weg nicht funktionieren wird, dann fange ich nochmal von vorne an. Generell versuche ich, Aufgaben immer von allen Seiten zu beleuchten und ausreichend zu evaluieren, bevor ich mich an die Umsetzung mache.“
Während des Entstehungsprozesses müssen Software-Architekten in der Lage sein, flexibel auf Unvorhergesehenes und neu aufkommende Anforderungen zu reagieren. Auf Entwicklungs- folgen Testphasen und Feedbackschleifen. Bis eine finale Lösung umgesetzt ist, heißt es: Abläufe und Prozesse definieren und dokumentieren. Das erfolgt im Austausch mit dem eigenen Team, Entwicklern und beteiligten Fachabteilungen.
Kommunikationsfähigkeit und Analytische Kompetenz sind wichtiger als Programmiersprachen
Obwohl die Nachfrage nach Software-Architekten groß ist, gibt es weder eine reguläre Ausbildung, noch ein spezielles Studienfach für diesen Beruf. Die meisten Software-Architekten kommen, wie Eric, ursprünglich aus der Softwareentwicklung. Über Seminare sind unterschiedliche Zertifizierungen möglich, je nachdem, ob sich jemand in der technischen Sparte weiterentwickeln will oder lieber ins Management möchte.
Erics Spezialgebiet ist die Plattform-Architektur, er würde sich deshalb auch als „Solution-Architect“ bezeichnen. „Ich muss mich schnell in neue Aufgabenstellungen und die damit verbundenen Themen einarbeiten.
Dazu brauche ich analytische Kompetenz und Adaptions- und Transferfähigkeit. Oft übersetze ich Business-Begriffe für die Entwickler in technische Sprache. Außerdem ist es in meiner Position wichtig, mit allen Projektbeteiligten, die teils unterschiedliche Interessen haben, entsprechend zu interagieren und zwischen verschiedenen Teams zu moderieren. Mein Job ist also sehr vielfältig, was ich sehr spannend finde.“
Artikelbild: John Schnobrich/ Unsplash