Mal Hand aufs Herz. Studieren ist schön und gut, erweitert den eigenen Horizont. Aber leisten Akademiker im Job wirklich so viel mehr, dass sich ein höheres Gehalt “rechnet”? Eine Studie sagt: Nein! Die Details fasst Michael Sudahl zusammen…
Fachwirte, Meister oder IHK Betriebswirte müssen sich nicht hinter ihren Kollegen mit Studium verstecken. Das zeigt eine von der DIHK veröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft: 47 Prozent von ihnen sind Führungskräfte, bei den Akademikern sind es 39 Prozent.
In einem von fünf Unternehmen erzielen Absolventen einer Fortbildung ein höheres Gehalt, als Absolventen einer Hochschule. In mehr als der Hälfte ist es gleich hoch. Zwei Drittel aller Arbeitgeber bewerten Karrierechancen von Mitarbeitern, die sich auf dem zweiten Bildungsweg qualifizierten, im Vergleich zu Studierten als mindestens gleichwertig; knapp jeder sechste sogar als höherwertig.
Viele Stellenprofile fordern Studium, aber es gibt vielversprechende (Um)wege
Nach einer Weiterbildung zum Industriefachwirt hatte Tanja Buchmann die Fortbildung zum Betriebswirt begonnen, als sie sich auf eine intern ausgeschriebene Stelle im Controlling bewirbt. Im Stellenprofil ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium gefordert – oder gleich zu bewertende Kenntnisse.
Sie wird zum Vorstellungsgespräch eingeladen und erhält eine vorläufige Zusage. „Bedingung für meinen neuen Arbeitsvertrag war, dass ich die IHK Prüfung bestehe“ erzählt Buchmann. Sie legt die Prüfung erfolgreich ab und bekommt die Stelle. Mit dem Wechsel steigt ihr Gehalt um 25 Prozent. „Inzwischen sind es fast 40 Prozent mehr, als auf meiner alten Stelle“, so Buchmann. Die Weiterbildung habe sich für sie bezahlt gemacht.
Beispiele wie das von Tanja Buchmann sind kein Einzelfall, wie Simone Stargardt weiß. Die Chefin der Privatakademie carriere & more hat jährlich mehrere hundert Teilnehmer in ihren Lehrgängen sitzen. Sie alle streben auf dem sogenannten zweiten Bildungsweg eine Qualifizierung an, mit der es auf der Karriereleiter nach oben gehen soll. „Der Löwenanteil bereitet sich bei uns auf einen IHK-Abschluss als Fach- oder Betriebswirt vor“, erklärt Stargardt.
Unterricht “nebenher”, meist am Wochenende und im Urlaub
Eine davon ist Tina Solenthaler. Bei ihrem mittelständischen Arbeitgeber gibt es nach ihrer Lehre als Industriekauffrau kein internes Weiterbildungs-Angebot. So beschließt sie selbst in ihre Zukunft zu investieren. Um sich zur Industriefachwirtin fortzubilden, besucht sie acht Monate lang jeweils samstags von neun bis fünf den Unterricht. Eine intensive Phase, so Solenthaler, in der Sie kaum Freizeit hatte: „Die meisten Wochenenden und meinen kompletten Jahresurlaub habe ich fürs Lernen verwendet.“
“Im Fitness-Studio hatte ich statt Musik meinen Unterrichtsstoff im Kopfhörer”
Eher leicht gefallen sei ihr alles, was mit Zahlen zu tun hat, wie Investitionen oder Deckungsbeiträge berechnen. Schwieriger fand sie gesamtwirtschaftliche Themen wie Tarifpolitik oder Arbeitsrecht. Karteikarten und CDs haben ihr das Lernen erleichtert: „Im Fitness-Studio hatte ich statt Musik meinen Unterrichtsstoff im Kopfhörer“, erzählt die 27-jährige. Außerdem habe ihr geholfen, dass die Dozenten außerhalb des Unterrichts per E-Mail zu erreichen waren, wenn noch Fragen aufkamen. Auch mit den anderen elf Kursteilnehmern habe sie sich regelmäßig ausgetauscht. „Einige neue Freundschaften sind in der Zeit entstanden“, erzählt die Schwäbin.
„Wer sich neben dem Beruf fortbildet, zeigt, dass er mehr kann und mehr will, als andere. Das wissen zukünftige Chefs zu schätzen“, weiß Stargardt. Der zweite Bildungsweg ist eine gute Alternative zum Studium. IHK-Fachwirte oder -Betriebswirte seien praxiserprobte Fachkräfte, die in jeder Firma gebraucht würden.
Infokasten: Wer sich nebenberuflich qualifizieren will, kann dafür eine IHK-Bildungseinrichtung oder eine private Akademie, wie carriere & more, wählen. Infoabende bieten eine gute Möglichkeit, um den Anbietern auf den Zahn zu fühlen. Bei bis zu 3500 Euro Kursgebühr lohnt der Vergleich. Qualitätskriterien sind dabei eine Geld-zurück-Garantie bei Nichtbestehen der IHK-Prüfung, eine Kursgarantie, möglichst wenig Dozentenwechsel und die Qualität der Lernmaterialien, sprich, wie umfangreich und sinnvoll diese sind.
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