Lohnt sich die Anstrengung, die eine nebenberufliche Weiterbildung mit sich bring? Eine Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer gibt ziemlich eindeutige Antworten…
Rund 60.000 Beschäftigte melden sich jährlich bei den Industrie- und Handelskammern (IHK) zu einer Fortbildungsprüfung an. Die meisten Absolventinnen und Absolventen (mehr als zwei Drittel) bereiten sich berufsbegleitend auf die anstehenden Prüfungen vor.
Das System der IHK-Aufstiegsfortbildung hat drei Stufen: Die erste Ebene umfasst Abschlüsse wie Fachberater-, Servicetechniker- oder IT-Spezialist. Im Mittelpunkt der zweiten Ebene stehen die Meister und Fachwirte. Auf der höchsten Ebene befinden sich Abschlüsse wie der Betriebswirt oder der Technische Betriebswirt. Absolventen der Höheren Berufsbildung werden von vielen Unternehmen händeringend gesucht. Fachwirt- und Betriebswirt-Abschlüsse liegen in der Regel auf dem Niveau sechs und sieben des Deutschen Qualifikationsrahmens und sind somit gleichwertig zum Bachelor und Master einer Hochschule.
Weiterbildung zahlt sich finanziell aus
Laut einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter 20.000 Absolventinnen und Absolventen einer Aufstiegsfortbildung bestätigen rund 60 Prozent, dass sie sich nach Ihrer Fortbildung finanziell verbessert hätten. Für ganze 26 Prozent der Befragten hat sich ihr monatliches Gehalt innerhalb eines Zeitraums von fünf Jahren um 1.000 Euro oder mehr erhöht. Neben den finanziellen Vorteilen gibt es auch persönliche Benefits: Fast alle Befragten (93 Prozent) finden, dass sich die Weiterbildung positiv auf ihre persönliche Entwicklung ausgewirkt hat. Mehr als drei Viertel geben an, dass sich der Blickwinkel auf ihre Arbeit erweitert hat.
“Blickwinkel auf Arbeit erweitert “
Bei 70 Prozent haben die dazugewonnenen Kompetenzen dazu geführt, ein besseres Verständnis für komplexe Zusammenhänge zu gewinnen. Etwa die Hälfte der Fachwirte oder Meister sind der Meinung, dass sie durch ihre nebenberufliche Weiterbildung an Souveränität gewonnen, ihre Kommunikation optimiert und ihre Reflexionsfähigkeit gesteigert haben.
Karriere ohne Studium? Das geht!
In der Umfrage sollten die Absolventinnen und Absolventen außerdem ihre Beweggründe nennen. Den meisten war der berufliche Aufstieg (78 Prozent) sowie bessere Verdienstmöglichkeiten (71 Prozent) wichtig. Auf Platz drei (58 Prozent) folgt die Erweiterung des eigenen Horizonts. Die Hälfte gab an, dass sie ihre beruflichen Fähigkeiten und Kenntnisse erweitern und vertiefen wollten, weil das für ihre berufliche Position erforderlich sei. Knapp 40 Prozent der Befragten wollten sich über eine Weiterbildung neuen Entwicklungen und Anforderungen anpassen. Fast ein Drittel entschied sich für das Lernen neben dem Job, um beruflich weniger festgelegt zu sein und Alternativen zu haben. Für die Finanzierung ihrer Weiterbildung nutzte knapp die Hälfte der Aufstiegskandidaten das Meister- bzw. Aufstiegs-BAföG. Etwa 17 Prozent der Befragten erhielten keine Förderung und zahlten die Kosten selbst. In einigen Fällen beteiligten sich die Arbeitgeber finanziell an der Weiterbildungs-Maßnahme oder es gab Freistellungen zum Lernen und für Prüfungstage.
Sehr hohe Zufriedenheit mit Abschluss der Höheren Berufsbildung
Wer einmal positive Erfahrungen mit einer nebenberuflichen Weiterbildung gemacht hat, den lässt der Ehrgeiz so schnell nicht mehr los: Rund 90 Prozent der Absolventinnen und Absolventen würden sich erneut für den gleichen Fortbildungsabschluss entscheiden. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) plant eineweitere Qualifizierung zu absolvieren – zum Beispiel nach erfolgreicher Fachwirtprüfung noch die Fortbildung zum Betriebswirt. Der DIHK ist wichtig, die Höhere Berufsbildung als gleichwertige Alternative zum Hochschulstudium bekannter zu machen. Schon in der Berufsorientierung sollten Schülerinnen und Schüler darüber informiert sein, dass sich über eine duale Ausbildung und eine entsprechende Weiterbildung eine ähnlich erfolgreiche oder gar erfolgversprechendere Erwerbsbiografie entwickeln lässt, wie mit Abitur und Studium.
Fazit
Aus- und Weiterbildung kann eine Alternative zu Abitur und Studium sein. Vor allem für Schulabgänger, die lieber Praxiserfahrung sammeln und eigenes Geld verdienen möchten. Während Akademiker oft erst mit Mitte 20 anfangen zu arbeiten und dann meist noch ihren Studienkredit abbezahlen müssen, verfügen beruflich Höherqualifizierte, die direkt nach der Schule ins Erwerbsleben eingestiegen sind und nach ihrer Ausbildung noch eine Aufstiegsfortbildung abgeschlossen haben, über einen deutlichen finanziellen Vorsprung. Hochschulabsolventen gelingt es erst recht spät, mit etwa 50 Jahren, diese Lücke zu schließen. Eine Aufstiegsfortbildung neben dem Beruf erfordert allerdings Disziplin. Berufsbegleitende Vorbereitungskurse auf IHK-Prüfungen bieten die jeweiligen regionalen Industrie- und Handelskammern an. Die Fachwirtkurse gehen im Durchschnitt über ein Jahr, Vorbereitungskurse für die Betriebswirt dauern fast zwei Jahre. Über private Anbieter lassen sich anerkannte Abschlüsse schneller erreichen, etwa in 25 bzw. 30 Kurstagen.
Artikelbild: Jess Bailey/ Unsplash