Wenn der bisherige Kollege zum Vorgesetzten wird: Neben vielen Vorteilen für die eigene Person schafft das auch so manches Problem mit dem ehemaligen Team…
Sobald ein Kollege auf der Karriereleiter eine Sprosse nach oben klettert, kann von einer Beziehung auf Augenhöhe nicht mehr die Rede sein. Für den aufsteigenden Kollegen bietet sich eine tolle Chance, gleichzeitig aber auch eine schwierige Situation:
Muss ich dem Maier jetzt auf die Nase binden, dass ich weiß, dass er den ganzen Tag Privat-Mails schreibt? Sollte ich die neue Praktikantin bitten, mich nun doch zu siezen? Und was passiert mit der Sammlung lustiger Youtube-Videos über Pannen des Chefs, wenn ich nun selber die Führungskraft bin?
Möglichkeit 1: Die Kollegen gönnen Ihnen den Aufstieg
Sie freuen sich mit Ihnen, können problemlos mit der Situation umgehen und wissen gar nicht, was das Wort „Neid“ überhaupt bedeutet. Herzlichen Glückwünsch! Passiert nur leider in den seltensten Fällen. Es gibt Ihnen aber die Chance sich voll und ganz auf Ihre neue Rolle als Führungskraft zu konzentrieren. Neben ihrer fachlichen Kompetenz sind nun vor allem leitende und soziale Stärken gefragt.
Sie müssen ein Team steuern, Ziele definieren und Entscheidungen treffen. Reden Sie mit Ihren Kollegen über die neue Situation, nutzen Sie Ihre Macht, aber nutzen Sie sie nicht aus. Soll heißen: Während Besprechungen und Meetings behalten Sie klar die Zügel in der Hand. Während der Mittagspause können Sie sich weiterhin über die Youtube-Videos amüsieren. Man sollte schließlich auch über sich selber lachen können.
Möglichkeit 2: Leider eher der Regelfall
Der Aufstieg bringt Sie persönlich ein gutes Stück voran, wirft Sie in der Beziehung zu den Kollegen jedoch zurück. Der Satz: „Ab heute bitte Herr Müller“ versprüht kaum weniger Charme als die Androhung von Überstunden. Der Aufstieg eines Einzelnen aus dem Team führt zum Bruch der sozialen Beziehungen innerhalb der Gruppe. Sie werden nicht mehr als gleichwertiges Mitglied gesehen und schlimmsten Falls als Verräter abgestempelt.
In interne Absprachen und Tratschereien werden Sie künftig nicht mehr eingebunden. Das führt nicht nur dazu, dass Ihnen entscheidende Informationen entgehen, sondern führt vor allem zu menschlicher Isolation. Außerdem gehen Ihnen Ihre Anlaufstellen verloren. Nun mit einem Problem zum ehemaligen Kollegen zu rennen, wird fraglich, weil das schnell Ihre Kompetenz und Führungsstärke in Frage stellt.
Diese soziale Herausforderung, neben den beruflichen Neuansprüchen, dem erweiterten Aufgabenfeld und der möglichen Einarbeitung eines neuen Kollegen auf Ihrer alten Position zu meistern, wird kaum auf Anhieb gelingen. Erlauben Sie sich Fehler, schrauben Sie die eigenen Anforderungen nicht zu hoch und versuchen Sie sich an folgenden Tipps zu orientieren:
Bekennen Sie sich zu alten Freundschaften und zur neuen Rolle.
Streiten Sie sich also nicht um’s duzen oder siezen, sondern stellen Sie Richtlinien auf, die für den Unternehmenserfolg wichtig sind.
Distanzieren Sie sich von Ihrem Vorgänger…
… in dem Sie ihre eigenen Stärken betonen, um so Vergleiche zu minimieren. Loben Sie außerdem Ihr Team und die Zusammenarbeit, um das Miteinander zu betonen.
Delegieren können
Tragen Sie nicht nur Verantwortung, sondern delegieren Sie diese auch. So schaffen Sie nicht nur Respekt, sondern auch Vertrauen und motivieren gleichzeitig Ihre Mitarbeiter.
Schaffen Sie Distanz, aber…
… heben Sie nicht ab. Versuchen Sie die Balance zwischen kühler Kommunikation per E-Mail und ständigen Einzelgesprächen und Tratschereien zu finden.
Kommunikation ist wichtig!
Wenn Sie sich Lästereien von ehemaligen Kollegen bewusst sind, sprechen Sie dies an. Sie sind nun der Teamleiter und damit für die Atmosphäre im gesamten Team verantwortlich.
Übertreiben Sie es aber auch nicht.
Wenn Sie das Angebot eine Führungsrolle zu übernehmen annehmen, sollten Sie sich bewusst sein, dass dies nicht nur zu beruflichen, sondern auch zu sozialen Veränderungen am Arbeitsplatz führt. Sie nehmen nun eine ganz neue Rolle im Team ein. Bedenken Sie, dass nicht nur Sie, sondern auch Ihre Kollegen dies zunächst lernen müssen und geben Sie Ihnen dementsprechend Zeit sich in die Situation einzufinden.
[td_smart_list_end]Lassen Sie sich nicht verunsichern und nehmen Sie trotzdem Kritik an. Wieder eine Frage des richtigen Maßes: Sie sollten unbedingt Sie selber bleiben und Ihre Linie verfolgen, die Sie für richtig halten. Dies ist wichtig, um sich Respekt zu sichern und als Führungskraft ernst genommen zu werden. Gleichzeitig sollten Sie aber auch in leitender Position für Kritik und Anregungen offen bleiben.
Da Sie als ehemaliges Teammitglied Ihre Kollege sehr gut kennen, wissen Sie, wer gute Ideen hat und produktive Verbesserungsvorschläge bringt. Konzentrieren Sie sich auf diese Mitarbeiter!
Diese Tipps sollten Ihnen den Weg die Karriereleiter hinauf erleichtert, wobei Sie sich stets bewussten sein sollten, dass das Erklimmen einer Leiter ein Balanceakt ist. Seien Sie sich dieser Herausforderung bewusst, gehen Sie sie dementsprechend sorgfältig damit um und nehmen Sie nicht mehr nur Ihre fachliche, sondern vor allem Ihre leitende Aufgabe sehr ernst.
Vergessen Sie aber auch nicht: Sie sind nicht ohne Grund befördert worden. Man traut Ihnen die Bewältigung dieser Herausforderungen zu, seien Sie somit auch selbstbewusst und zuversichtlich.
Über die Autorin: Mara Brinkmann kümmert sich um die Social Media Auftritte von “Karrierefaktor“. Das Portal bietet Berufseinsteigern, Studenten, Arbeitnehmern und Fach- und Führungskräften Informationen für den beruflichen Erfolg. Tipps rund um die Themen Karriere, Bewerbung, Social Media und Weiterbildung…
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