Welttag der Komplimente. Ein Tag, der seit nunmehr zehn Jahren dazu beiträgt, den Arbeitsalltag ein Stück positiver zu gestalten. Trotz gutem kollegialem Zusammenhalt fällt es uns im beruflichen Umfeld oft schwer, Komplimente zu machen oder gar anzunehmen. Woran liegt das? Patrick Löffler bietet sachdienliche Hinweise…
Nette Worte zu finden und im Arbeitsalltag anzusprechen, ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr. Leider, könnte man sagen, denn ein Lob macht nicht nur die Empfangenden glücklich – es stärkt Beziehungen und führt zu Zusammenhalt zwischen Teams und Vorgesetzten.
Hierfür gibt es sogar eine wissenschaftliche Erklärung. Komplimente, wenn sie richtig gemacht werden, können körperliche Reaktionen hervorrufen. Das zeigen verschiedene psychologische Studien. Bereits seit den 1940er Jahren beschäftigt sich die Positive Psychologie mit diesem Thema. Abraham Maslow, ein US-amerikanischer Wissenschaftler, stellte damals schon fest, dass Komplimente Anerkennung und damit den eigenen Selbstwert steigern.
In unserem Gehirn bewirken Komplimente die Ausschüttung des sogenannten Bindungshormons Oxytocin. Das bedeutet, wir fühlen uns mit unserem Gegenüber verbunden. Weitere Hormone wie Dopamin, der “Botenstoff des Glücks” und Serotonin, welches das Wohlbefinden steigert, werden durch schöne Worte verstärkt ausgeschüttet – der Körper spürt somit direkt, dass etwas Gutes passiert. Damit wird also klar, dass Komplimente im Arbeitsalltag die Arbeitsbeziehung zwischen Führungskraft und Angestellten oder auch zwischen den Kolleginnen und Kollegen stärken.
Zugleich wirken sich Komplimente auf die physische und psychische Gesundheit aus. Sie sind quasi wie die Medizin des Berufsalltags und tragen so zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Dadurch werden letztlich die Arbeitsqualität sowie die Produktivität der Mitarbeitenden gesteigert und sie tragen zu einem positiven Arbeitsklima und Teamspirit für alle Beteiligten bei.
Wie wir die passenden Worte finden und worauf wir dabei achten sollten, erklären die folgenden fünf Tipps:
Die Wortwahl beeinflusst ein Lob
Je expliziter oder individueller ein Lob, desto besser kommt es bei dem oder der Empfänger:in an. “Gut gemacht.” klingt aufs erste wie ein nettes Kompliment, kann aber schnell zur Floskel werden. Um dieses weniger nichtssagend auszudrücken, sollte auf der Inhaltsebene gelobt werden. “Diese Präsentation hast du sehr gut strukturiert und vorgetragen.” oder “Ich finde deine E-Mails sehr übersichtlich aufgebaut.” sind Sätze, die konkretisieren und weniger oberflächlich klingen. Adressat:innen fühlen sich so persönlich angesprochen und können die netten Worte ernst nehmen und für ihre Arbeit sinnvoll verwerten.
Authentizität ist die halbe Miete
Neben der konkreten Formulierung sollte ein gelungenes Kompliment auf jeden Fall ernst gemeint und nicht nur daher gesagt sein. Es zeichnet sich dadurch aus, dass es eine ehrliche Wertschätzung des Gegenübers ist. Aussagen wie “Sie sind einzigartig.” sind nicht besonders einfallsreich und enthalten eine versteckte Bewertung des Charakters, was wiederum nicht dazu beiträgt, dass sich das Selbstbild der empfangenden Person positiv verändert. Klarer wäre es, eine konkrete Eigenschaft hervorzuheben, die beim Gegenüber positiv auffällt, zum Beispiel “Sie sind äußerst zielstrebig und verhelfen uns dadurch zu sehr guten Ergebnissen.” Ist ein Lob nicht authentisch oder ehrlich, kann es also zu unerwünschten Nebenwirkungen führen.
Charakterzüge richtig loben
Auch wenn eine Bewertung des Charakters beim Komplimente machen vermieden werden soll, so können charakterliche Eigenschaften trotzdem gelobt werden. “Ich bewundere dich für deine Schlagfertigkeit. Mit deinen Argumenten hast du den Kunden in kurzer Zeit für dich gewonnen.” oder auch “Auf Sie kann man in zeitkritischen Momenten zählen.” sind Worte, über die sich jede:r Kolleg:in freuen wird. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Worte so konkret und sachlich wie möglich formuliert sind.
Lieber jetzt als nie
Essentiell ist zudem der Zeitpunkt, an dem ein Kompliment ausgesprochen wird. Mag der Kollege oder die Kollegin es vielleicht lieber unter vier Augen als vor versammelter Mannschaft zu sprechen? Ist ein Team-Meeting wirklich der richtige Rahmen oder spreche ich mein Kompliment lieber im intimen Feedbackgespräch aus? Über allem steht: lieber jetzt als nie. Je aktueller ein Lob, desto intensiver wirkt es.
“sparsam eingesetzt, inhaltlich großzügig”
Patrick Löffler
Mit einem Kompliment zu warten führt in den meisten Fällen dazu, dass es doch nie ausgesprochen wird und sich im Sande verläuft. Auf der anderen Seite sollte darauf geachtet werden, nicht inflationär zu loben. Wer mit Komplimenten nur so um sich schmeißt, dem nimmt man sie irgendwann nicht mehr ab. Positive Worte sollten daher lieber sparsamer eingesetzt werden, dafür inhaltlich großzügig und gut gewählt. Ein tägliches “Toll gemacht.” hat im Zweifel weniger Wert als eine monatliche Bekundung zu konkreten Leistungen.
Versteckte Komplimente machen
Manchmal fällt es einfach nicht so leicht, jemandem mit Worten Wertschätzung entgegenzubringen. Gerade im Arbeitskontext gibt es oft die Sorge, als Schleimer rüber zu kommen oder nicht die richtigen Worte zu finden und in ein Fettnäpfchen zu treten. Um Mitarbeitenden trotzdem das Gefühl zu geben, dass sie sie wertschätzen oder ihre Arbeit anerkennen, können Fragen helfen. Manchmal ist es leichter, die besagten Menschen um Rat oder nach ihrer bzw. seiner Meinung zu fragen. So hat das Gegenüber das Gefühl, sein bzw. ihr Wissen und die jeweilige Expertise wird wertgeschätzt. Gegebenenfalls eröffnet diese Strategie sogar eine Grundlage für Gespräche mit Kolleg:innen, mit denen man im Arbeitsalltag sonst weniger spricht.
Ein Kompliment annehmen
Schon im Kindesalter wollen wir gerne und oft gelobt werden. Dennoch entsteht, unabhängig vom Alter, im entscheidenden Moment oft ein Gefühl der Scham, etwa aufgrund von Bescheidenheit oder mangelndem Selbstbewusstsein, was zu Schweißausbrüchen oder gar einem rot angelaufenem Gesicht führen kann. Anstatt mit Schweigen oder womöglich einem Gegenargument auf ein Kompliment zu reagieren, ist es professioneller und bezeugt dem Gegenüber Wertschätzung, wenn schlicht und einfach ein Dank ausgesprochen wird. Mit den Worten “Danke, das weiß ich sehr zu schätzen.” geht das ganz leicht. Schließlich haben Kolleg:innen sich Gedanken gemacht und möchten sie zum Ausdruck bringen. Somit stärkt auch das anerkennende Reagieren auf ein Kompliment eine (Arbeits-)Beziehung nachhaltig. Good to know: Um ein gutes Kompliment machen zu können, ist es essentiell, auch eines annehmen zu können. Denn: Dadurch, dass man jemandem ein Kompliment macht, zeigt man der Person, was ihr Verhalten ausgelöst hat.
Vorgesetzte wollen auch mal Lob
Ein Kompliment hat noch keinem geschadet, auch keiner Führungskraft. Menschen aus der Chefetage sind meist offen für ein Kompliment und freuen sich über Feedback. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass es fachlich und professionell bleibt, sonst könnten andere Teamkolleg:innen schnell den Stempel der “Schleimer:in” aufdrücken. Doch wenn es ernst gemeint ist, sollte ein gutes Wort an die Spitze unbedingt stattfinden. Man nennt dieses Phänomen auch “Führung von unten”. Man hat so die Chance, den Führungsstil positiv zu beeinflussen, was wiederum das gesamte Arbeitsklima und die Beziehungen untereinander stärkt. Wir sollten alle den heutigen Welttag der Komplimente nutzen, denn: “The more you praise and celebrate your life, the more there is in life to celebrate.” sagte einst Oprah Winfrey und behält bis heute Recht.
Über den Autor: Patrick Löffler ist CEO und Co-Founder des deutschen Fintechs up givve und der festen Überzeugung, dass Lob und Komplimente nicht nur guttun, sondern auch gesund halten und eine (Berufs-)Beziehung nachhaltig stärken. Mit seinem Unternehmen ist er Vorreiter auf dem Gebiet der Mitarbeiterbenefits, die auch als Kompliment an die Angestellten verstanden werden wollen. Außerdem erhält auch er gerne mal ein Kompliment.
Artikelbild: Brett Garwood/ Unsplash