Weihnachten, ein Fest des Friedens – nicht des Frusts. Und doch sind Menschen selten so unglücklich wie zu dieser Jahreszeit. Eine psychische Belastungsprobe unterm Christbaum? Das muss nicht so sein, wie uns Psychiater Christoph Middendorf verrät. 10 Tipps für ein friedlicheres Weihnachten – simpel aber nicht einfach…
Am Geld liegt es nicht, dass wir (un)glücklich sind. Wir geben in Deutschland immer mehr Geld für Weihnachtsgeschenke aus – 2015 rechnet der Handelsverband Deutschland mit 460 Euro pro Kopf. Doch lassen sich weihnachtliche Konflikte nur selten mit kostspieligen Präsenten bewältigen.
Zehn Tipps gegen Stress in der Weihnachtszeit
Simple Regeln sind es, die dabei helfen, dass das Fest nicht zur wird. Christoph Middendorf, medizinischer Geschäftsführer der Oberbergkliniken, gibt zehn Tipps für einen harmonischen Heiligabend und entspannte Feiertage.
Senken Sie Ihre Erwartungen
In der Weihnachtszeit kann Vorfreude schnell in Stress umschlagen. Mediziner sprechen davon, dass positiver Eustress in negativen Distress übergeht. Die Ursachen dafür sind oft zu hohe Erwartungen. Ein einmaliger Festtagsbraten, passende Geschenke, harmonische Gespräche – alles soll perfekt sein. Doch wer sich dermaßen unter Druck setzt und nur ein Weihnachten nach Wunsch zulässt, kann nur enttäuscht werden.
Sprechen Sie im Vorfeld mit Ihren Gästen
Gehen Sie offensiv mit Wünschen, Erwartungen und den Grenzen des Machbaren um. Sie können es nicht jedem recht machen. Deshalb ist es umso wichtiger, vor dem Weihnachtsfest mit Ihren Gästen zu sprechen. Klären Sie, ob bestimmte Wünsche nicht vereinbar sind und suchen Sie vorab zusammen nach Lösungen.
Kochen Sie gemeinsam
Einem reich gedeckten Tisch geht viel Arbeit voraus. Damit das Kochen nicht zur Last wird, können Sie die Aufgaben aufteilen und das Weihnachtsessen miteinander zubereiten. So vermeiden Sie das Gefühl, in der Küche alleingelassen zu werden.
Trinken und essen Sie bewusst
Versuchen Sie, den weihnachtlichen Verlockungen in Maßen zu begegnen, um Reizbarkeit und Streitlust zu vermeiden. Gerade größere Mengen Alkohol lösen oft Familienstreitigkeiten bis hin zur Eskalation aus. Setzen Sie sich im Vorfeld des Weihnachtsfestes bewusste Grenzen für den Konsum von Alkohol. Die gleiche Zurückhaltung ist auch beim Essen geboten, damit das übermäßige Festtagsessen nicht die nächste Gallenkolik verursacht.
Zeigen Sie Humor
Weihnachtliche Pannen kommen vor – auch bei der besten Planung. Gehen Sie humorvoll damit um. Wenn Sie im Gespräch mit Gästen in ein Fettnäpfchen treten oder den Text von „O Tannenbaum“ vergessen: kein Problem. Nehmen Sie es auf die leichte Schulter und lachen Sie darüber. Das setzt Endorphine frei und wirkt stresshemmend.
Lassen Sie sich nicht von Weihnachtswerbung blenden
Ob im Radio oder im Fernsehen: Heile-Welt-Weihnachtswerbung begegnet Ihnen fast im Minutentakt. Machen Sie nicht den Fehler, sich mit der perfekten Werbewelt zu messen. Entscheiden Sie lieber nach Ihrem Bauchgefühl. Erlaubt ist, was sich für Sie gut anfühlt.
Erzwingen Sie keine Weihnachtsrituale
Nicht jeder singt mit Hingabe oder liest gerne Weihnachtsgeschichten vor. Befinden sich Weihnachtsmuffel unter Ihren Gästen, sollten Sie das akzeptieren und ihnen in solchen Situationen Freiheiten einräumen.
Schaffen Sie Rückzugsmöglichkeiten
Wer einfordert, dass die Familie die ganze Weihnachtszeit zusammen verbringt, erzeugt unnötigen Druck. Entspannungsübungen, eine kurze Auszeit im Gästezimmer, Hobbykeller oder beim Spaziergang kann die Stimmung auflockern und Streitigkeiten vorbeugen. Auch wenn Ihr Nachwuchs sich abends noch mit Freunden treffen will, sollte das kein Grund für größere Spannungen sein.
Vermeiden Sie unnötige Provokationen
Sollte es zu einem Streit kommen, ist es sinnvoll, ihn bewusst zu verschieben und nicht weiter anzuheizen. Heiligabend ist nicht die richtige Zeit für Grundsatzdiskussionen oder das Austragen alter Konflikte. Versuchen Sie notfalls von dem Streit abzulenken, indem Sie einen Spaziergang vorschlagen oder sich für andere gemeinsame Tätigkeiten stark machen.
Hören Sie in sich hinein
Trotz der guten Vorhaben kann es immer wieder zu Situationen kommen, die Sie an Ihre Belastungsgrenzen führen. Wer unter weihnachtlichem Gemütsstress leidet, sollte sich bewusst mit sich selbst auseinandersetzen. Fragen wie „Wie geht es mir?“ oder „Wie verhalte ich mich gegenüber anderen?“ können ein erster Schritt sein, um einer Krise positive Aspekte abzugewinnen. Bringen Sie in Erfahrung, was Sie wirklich wollen und was Sie aus solchen Situationen für die Zukunft lernen können. So wandelt sich Weihnachtsfrust schnell wieder in Weihnachtslust.
[td_smart_list_end]Artikelbild: Vitabello1/ Shutterstock