Du träumst vom eigenen Unternehmen, willst dein eigener Chef sein. Du brauchst dafür ordentlich Umsetzungsstärke und ein klares Geschäftsmodell. Mit dem BWL-Handbuch allein wird’s schwierig. Wir haben darüber mit Professor Daniel Markgraf gesprochen. Diese Expertise solltest du als Gründer mitbringen, damit dein Startup fliegt…
Immer wieder bescheinigen Studien und Politiker die mangelnde Gründungsbereitschaft in Deutschland. Und diese kommt nicht von ungefähr: Wie eine Studie der Universität Hohenheim herausfand, sind die Deutschen schulischen oder beruflichen Misserfolgen gegenüber zwar generell tolerant. Aber ein Gründer, der mit seinem Startup einmal scheiterte, verliert ihr Vertrauen.
Der Druck auf deutsche Entrepreneure ist also groß, nicht erst aus ihren Fehlern zu lernen, sondern möglichst viel Expertise schon vorab in ihr Projekt Firmengründung einzubringen. Doch welches Wissen ist dabei gefragt? Und welche weichen Faktoren beeinflussen den Unternehmenserfolg?
Antworten gibt uns darauf Daniel Markgraf, Entrepreneurship- und Marketing-Professor an der Stuttgarter Fernhochschule AKAD University, Mitgründer des Online-Portals Unternehmenswelt.de und Aufsichtsratsmitglied der Gründerberatung Foundervision.
Karriere-Einsichten: Was muss ein Gründer mitbringen, um sein Unternehmen zum Erfolg zu führen?
Prof. Markgraf: Ein Gründer muss zunächst einmal für sein Produkt oder seine Dienstleistung brennen. Niemand sollte ein Unternehmen gründen in der Illusion, so schnell reich und der nächste Mark Zuckerberg zu werden. Wichtig ist eine tiefe Leidenschaft für die eigene Idee – aber auch der Realitätssinn, dass man sich auf ein sehr kräftezehrendes Projekt einlässt.
Und nicht zuletzt eine große Bereitschaft zu lernen, sich weiterzubilden und sich beispielsweise auch betriebswirtschaftliches Know-how anzueignen, obwohl man die „BWL-Spießer“ an der Uni früher vielleicht milde belächelt hat.
Karriere-Einsichten: Das heißt, BWL-Absolventen sind am besten ausgestattet, um als Gründer erfolgreich zu sein?
Prof. Markgraf: Nein, aber sie bringen wichtiges Grundwissen mit, ohne das sie kein gesundes Unternehmen aufbauen können. Auch die eigene Persönlichkeit und die Passion für die Gründungsidee spielen Hauptrollen in diesem Stück, doch ohne betriebswirtschaftliche Basics kommen Sie nicht weit. Das kann ich im Hinblick auf meine Erfahrung bei der Betreuung junger Gründer definitiv bestätigen.
„Im Idealfall ist ein Gründer ein BWL-Allrounder“
Karriere-Einsichten: In welchen Themen genau muss ich als angehender Gründer fit sein?
Prof. Markgraf: Von der Kostenkalkulation bis zur Erstellung des richtigen Marketing-Mixes warten viele Herausforderungen auf den Gründer. Was man auf jeden Fall mitbringen sollte, ist solides Basiswissen in Projektmanagement, Marketing, Personalwesen, Qualitätsmanagement sowie Investitionen und Steuern. Das klingt anspruchsvoll, und das ist es auch: Im Idealfall ist ein Gründer ein BWL-Allrounder.
Denn gerade in der Anfangszeit seiner Selbständigkeit sollte und muss er er – mangels Mitarbeiter – einen Großteil der Aufgaben selbst übernehmen können. Später muss er zumindest die Aufgaben, Ziele und Maßnahmen vorgeben, übergeben und die Umsetzung in den Fachabteilungen beurteilen können. Nicht zuletzt sollte er auch einem Gründungsberater oder Investor gegenüber darstellen und gut argumentieren können, weshalb diese Ausgabe ein sinnvolles Investment ist und jene nicht.
Karriere-Einsichten: Gibt es daneben auch weiche Faktoren, die für den Unternehmenserfolg entscheidend sind?
Prof. Markgraf: Absolut! Während Sie die BWL-Themen alle erlernen können, beispielsweise im Rahmen eines Entrepreneurship-Studiums, sind die weichen Faktoren zwar mit externer Beratung zu steuern – aber nicht komplett. Vor einigen Jahren habe ich eine Studie über den „Einfluss von Persönlichkeit und Wissen auf den Unternehmenserfolg“ durchgeführt und gelernt:
Der Gründer selbst ist tatsächlich der wichtigste Faktor für den Erfolg eines Startups. Das betriebswirtschaftliche Know-how bildet den Werkzeugkoffer für die Gründung – umsetzen, mit Leben füllen und weiterentwickeln muss sie der Gründer selbst.
Karriere-Einsichten: Das heißt, solides BWL-Wissen und die richtige Persönlichkeit genügen.
Prof. Markgraf: Die Liste geht leider noch weiter: Sie müssen sich ein breites Netzwerk aus anderen Gründern, aber auch Investoren und Banken aufbauen. Mit diesen Parteien sollten Sie regelmäßig an einen Tisch kommen – nicht erst dann, wenn es um die nächste Investitionsrunde geht.
Es ist ganz essenziell, dass man ein gemeinsames Verständnis schafft, eine Basis, auf der man gut zusammenarbeiten und voneinander lernen kann. Für den Gründer sind diese Personen außerdem wichtige Multiplikatoren.
Karriere-Einsichten: Wo kann ich solche Multiplikatoren kennenlernen?
Prof. Markgraf: Businessplan-Wettbewerbe oder Startup-Weekends sind dafür bewährte Plattformen. Aber auch das erwähnte Gründer-Studium bringt all diese Parteien zusammen – und das über einen längeren Zeitraum als nur ein Wochenende.
Der Austausch muss ja auch nicht immer vor Ort stattfinden, wo man heute per Video-Chat sogar gemeinsam an einem Businessplan feilen oder ein Online-Seminar besuchen kann, ohne extra von Hamburg nach München zu fliegen. Wichtig ist, dass Sie überhaupt in Dialog treten. Am besten bei einem bunten Blumenstrauß aus Wettbewerben, Netzwerkveranstaltungen und zielorientierten Weiterbildungen. Je mehr, desto besser!
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