Jeder dritte Personalchef hat bereits Kandidaten abgelehnt – aufgrund der entdeckten Inhalte bei Facebook & Co. Dabei lässt sich dieser Karrierekiller leicht vermeiden. Dazu müsst ihr weder Social-Media-Junkie noch -Verweigerer sein. Wir haben dazu mit Katrin Zita gesprochen…
Ihr habt super Zeugnisse, Referenzen und auch die erforderliche Qualifikation – dennoch bekommt ihr eine Absage nach der anderen? Das könnte möglichweise an euren Social-Media-Profilen liegen – oder vielmehr daran, was darin zu finden ist. Denn mehr als die Hälfte aller Arbeitgeber „spionieren“ die Profile ihrer Bewerber aus, wie eine Studie von CareerBuilder im letzten Jahr ergab.
Karriere-Einsichten: Facebook & Co sind private Netzwerke, die von Usern mit Infos gefüllt werden und bei denen jeder selbst entscheiden kann, was er von sich zeigt. Warum brauchen wir trotzdem eine Anleitung, wie wir uns dort zu präsentieren haben?
Katrin Zita: Vielen ist gar nicht bewusst, wieviel sich an Bildern, Videos und Kommentaren von und mit ihnen über die Jahre auf unterschiedlichsten Plattformen angehäuft hat – die nicht selten auch noch für nahezu jeden sichtbar sind. Ich erlebe es immer wieder, dass selbst „alte Facebook-Hasen“ ganz überrascht sind, wenn sie von anderen auf ihre öffentlich geposteten Inhalte angesprochen werden.
„AbsoluteR Karrierekiller“
Abfällige Äußerungen über den Ex-Arbeitgeber oder den Job („mein Chef nervt“, „keinen Bock zu arbeiten“) sind keine Seltenheit – und absolute Bewerbungskiller. Denn mehr als die Hälfte der Chefs durchforsten die Profile ihrer Kandidaten – vor allem solche, die zu privaten Zwecken genutzt werden. Tendenz steigend! Deshalb sollten Bewerber heute umso mehr überlegen, was sie in sozialen Netzwerken sagen, was über sie gesagt wird und wie das beim potentiellen Chef ankommen könnte.
Karriere-Einsichten: Arbeitgeber entscheiden sich immer öfter gegen einen Kandidaten aufgrund seines Social-Media-Auftritts. Was sind die häufigsten Don‘ts?
Katrin Zita: K.o.-Gründe, die von Arbeitgebern oft genannt werden, sind: schlechte kommunikative Fähigkeiten, Posts über das Konsumieren von Alkohol, unangemessene Fotos, diskriminierende Kommentare (s. Netiquette, Anm.d.R.), abfällige Äußerungen über ehemalige Arbeitgeber oder Lügen über Fehlzeiten (zum Beispiel, wenn sich die im Lebenslauf angegebene ehrenamtliche Tätigkeit im Flüchtlingsheim mit der auf Facebook reichlich bebilderten Reise nach Ibiza „überschneidet“).
Karriere-Einsichten: Was würden Sie einem jungen Menschen raten, der soziale Netzwerke meidet, um genau diese Fallen zu umgehen?
Katrin Zita: Netzwerk-Abstinenten haben natürlich den Vorteil, dass ihnen peinliche Posts in der Bewerbungszeit nicht auf den Kopf fallen können. Wenn Sie aber zum Beispiel in der Kommunikationsbranche oder dem IT-Bereich Fuß fassen wollen, könnte es auch für Irritation sorgen, wenn gar nichts über Sie im Netz zu finden ist.
Link statt Lebenslauf: Online-Präsenz meist erwartet
Denn engagierte Bewerber sollten zumindest bei Xing oder LinkedIn zu finden sein, sind viele überzeugt. In manchen Stellenangeboten wird die Auflistung der eigenen Profile sogar explizit gefordert. Deshalb ist für mich eine gepflegte Online-Präsenz besser als gar keine.
Karriere-Einsichten: Wie pflege ich meine Online-Präsenz?
Katrin Zita: Wenn Sie sich um Ihr öffentliches Bild kümmern und Reputationsmanagement betreiben wollen, müssen Sie sich im Klaren sein, was Sie erreichen wollen. Wenn es Ihnen nur um den guten Kontakt zu Freunden geht, dann sollten Sie sich schon fragen, ob Sie die Öffentlichkeit unbedingt daran teilhaben lassen müssen. Was auf diesen Plattformen über Sie zu finden ist, stammt in den meisten Fällen von Ihnen selbst. Dabei ist es kinderleicht, durch die Privatsphäre-Option, Fremde aus ihrem virtuellen Leben auszuschließen.
Fragen Sie sich regelmäßig, ob Sie das, was Sie gerade gepostet haben und was schon fleißig geteilt worden ist, in ein paar Jahren noch im Netz wissen wollen! Klicken Sie bei Facebook immer Mal auf die Schaltfläche „Anzeigen aus der Sicht von“, um zu überprüfen, welche Ihrer Posts für jedermann zugänglich sind. Einzelne Personen aus Ihrem Netzwerk (z.B. den Bekannten, der beim Wunscharbeitgeber angestellt ist) können Sie über die Option „Benutzerdefiniert“ von privaten Posts ausschließen.
Auch sollten Sie hin und wieder „Ego-Googeln“ betreiben. Peinliche Statements, die in der Trefferliste ganz weit oben stehen, löschen Sie besser. Berufliches und Privates lässt sich geschickt auf XING oder LinkedIn miteinander verbinden. Solche Profile dürfen Sie aber nicht halbherzig betreiben. Für Unternehmen ist das nämlich Ihre Visitenkarte.
Karriere-Einsichten: Welche Optionen habe ich, wenn ich nicht auf soziale Netzwerke verzichten, aber möglichst wenig über mich im Netz finden möchte?
Katrin Zita: Bei Twitter können Sie unter einem Pseudonym agieren. Bei Facebook gibt es zwar eine Klarnamenplicht, doch auch die ließe sich umgehen, indem Sie mit irgendeinen häufigen Namen – wie Anna Müller, Thomas Meyer – einen Google-E-Mail-Account anlegen und anschließend mit dieser E-Mail-Adresse einen Facebook-Account erstellen.
Nutzerverhalten: Lesen, kommentieren, beisteuern
Solange Sie nicht Dinge posten, die andere Nutzer dazu bringen, Sie bei Facebook zu melden und den Fake-Account nur verwenden, um Nachrichten zu lesen, vielleicht noch nett zu kommentieren, sind Sie anonym und auf der sicheren Seite. Auch können Sie, so wie übrigens die meisten, Facebook, Twitter und Co primär passiv nutzen, d.h. eher konsumieren, vielleicht mal kommentieren, aber nicht aktiv Inhalte beisteuern.
Über die Interview-Partnerin: Katrin Zita begleitet als Psychosozialer Coach für Hochbegabte und Lebensberaterin Klienten auf deren persönlichen Lebensreisen – mit den Schwerpunkten High-Potential, Leadership und Individual Career.
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