Ist es in Ordnung, eine angebotene Stelle abzulehnen? Und wie geht man dabei am besten und effektivsten vor? Warum ist es okay, ein Jobangebot abzulehnen…
Ein konkretes Stellenangebot ist prinzipiell immer eine freudige Nachricht – insbesondere für Menschen, die schon seit längerer Zeit einen neuen Job suchen oder gar arbeitslos sind. Ist es dennoch in Ordnung, eine angebotene Stelle abzulehnen? Und wenn ja: Wie geht man dabei am besten und effektivsten vor?
Jobangebot erhalten – und nun?
Sie sind aus einem Pool von vielleicht Dutzenden oder gar Hunderten Bewerbern ausgewählt worden. Lebenslauf, Anschreiben und Zeugnisse sind offenbar gut angekommen. Sie haben ein Vorstellungsgespräch überstanden. Ihr Profil ist auf dem Arbeitsmarkt willkommen, es ist für ein Unternehmen von Interesse.
So weit, so gut. Aber damit eine Kooperation zustande kommt, muss das Interesse gegenseitig sein. Was ist, wenn die Konditionen oder das Unternehmen nicht mit Ihren Bedürfnissen und Erwartungen übereinstimmen: Können Sie guten Gewissens ein Jobangebot ablehnen, ohne das Gefühl haben zu müssen, eine Chance vertan zu haben?
Natürlich wird es einem Unternehmen nie gefallen, wenn ein Bewerber von sich aus ein Stellenangebot zurückweist. Im schlimmsten Fall müssen Sie davon ausgehen, dass Sie von dieser Firma bei zukünftigen Bewerbungen nicht mehr berücksichtigt werden. Das ist allerdings kein Drama. Viel schlimmer wäre es, in einem Job anzufangen, den Sie nicht wollen und der auf lange Sicht Ihre berufliche Entwicklung hemmt.
Gründe für die Ablehnung eines Stellenangebots
Es gibt zahlreiche Gründe, die Sie veranlassen können, ein Jobangebot abzulehnen. Die wichtigsten haben wir nachfolgend aufgeführt.
Finanzielle Gründe
Es kann passieren, dass der angebotene Lohn oder das Gehalt nicht mit Ihren Vorstellungen übereinstimmen. Darüber hinaus sollte natürlich auch die zukünftige Gehaltsentwicklung in die Überlegungen einbezogen werden.
Es gibt bessere Angebote
Wenn Sie sich auf mehrere Stellen gleichzeitig beworben haben, erhalten Sie möglicherweise bessere Angebote von anderen Arbeitgebern. Möglicherweise ist die Bezahlung besser oder das Konkurrenzangebot überzeugt mit anderen Aspekten. Das können Arbeitsaufgaben, Aufstiegschancen oder der Arbeitsort sein. Denkbar ist auch, dass die Chemie mit den Personalverantwortlichen einfach besser gestimmt hat.
Unterschiedliche Wertevorstellungen
Ihre und die Werte des Unternehmens sind einfach nicht kompatibel. Auch 2022 gibt es noch Firmen, die rücksichtslos mit der Umwelt oder Arbeitnehmern umgehen.
Ungünstiger Arbeitsort
Nicht jeder ist für das Pendlerleben gemacht. Jeden Tag mehrere Stunden in Zügen, Bussen oder auf der Autobahn zu verbringen raubt Energie, Nerven und letztendlich auch wertvolle Freizeit. Darüber hinaus ist Pendeln auch ein Kostenfaktor und manche Unternehmen liegen so abseits, dass sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum erreichbar sind.
Schlechte Referenzen des Unternehmens
Bewertungen und Empfehlungen sind nicht nur für das Online-Shopping relevant. Heutzutage wird auch das Arbeitsleben im Internet durchleuchtet und bewertet. Auf diesem Wege können bestimmte Tatsachen ans Tageslicht kommen und Bewerber letztendlich davon abhalten, bei einem negativ beurteilten Unternehmen einen Arbeitsvertrag zu unterschreiben.
Schlechtes Gefühl nach dem Vorstellungsgespräch
Es ist äußerst wichtig, dass man sich während eines Vorstellungsgespräch wohl fühlt und auch danach keine Zweifel aufkommen. Die Gesprächsatmosphäre und der Umgang der Ansprechpartner sollten auf jeden Fall positiv beurteilt werden. Es ist immer ein schlechtes Zeichen, wenn schon beim Vorstellungsgespräch die Stimmung nicht in Ordnung ist.
Die Unternehmenskultur ist nicht kompatibel
Es gibt zum Beispiel Menschen, die nur in einem entspannten und kooperativen Arbeitsumfeld ihre Bestleistung erbringen können. Wenn im Unternehmen hingegen ein hektischer und aggressiver Ton vorherrscht, werden sich diese unterschiedlichen Einstellungen nur schwer vereinbaren lassen.
Arbeitszeiten oder Arbeitsort passen nicht
Es kann schlicht und ergreifend der Fall sein, dass der Arbeitsplatz zu weit von Ihrem Wohnort entfernt ist oder dass die Arbeitszeiten nicht mit Ihrem Familienleben vereinbar sind.
Gegenangebot des aktuellen Arbeitgebers
Das ist tatsächlich ein sehr häufig vorkommender Grund: Ihr aktueller Arbeitgeber bietet Ihnen ein höheres Gehalt oder bessere Arbeitsbedingungen, wenn er von Ihren Abwanderungsgedanken erfahren hat.
In einigen Fällen sind es die Bewerber selbst, die ein Gegenangebot einholen. Sie wollen ihren Arbeitgeber nicht wirklich verlassen, sondern versuchen, ihn mit dem Angebot eines zweiten Arbeitgebers unter Druck zu setzen. Man sollte sich stets im Klaren darüber sein, dass ein derartiges Vorgehen aber natürlich nicht risikolos ist.
Unterschiedliche Vorstellungen von den Rahmenbedingungen
Die meisten Arbeitnehmer wünschen sich eine unbefristete Anstellung. Ein auf zwölf Monate befristetes Angebot kann für den einen eine akzeptable Übergangslösung darstellen, für den anderen aber eben nicht. Auch in Sachen Homeoffice oder Vertrauensarbeitszeit gehen Vorstellungen auf Arbeitgeber und Arbeitnehmerseite oft weit auseinander.
Wie das Stellenangebot ablehnen?
Es ist möglich, ein Stellenangebot abzulehnen und trotzdem bei dem Unternehmen keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen.
Schnell reagieren
Geben Sie nach Erhalt des Jobangebots so schnell wie möglich eine Antwort – lassen Sie sich dabei aber keinesfalls hetzen. Es fällt uns allen schwer, nein zu sagen, wir fühlen uns dabei unwohl. Aber je eher Sie eine Antwort geben, desto eher kann es mit dem Auswahlverfahren fortfahren und einer anderen Person eine Chance geben.
Die Entscheidung liegt bei Ihnen und Sie müssen Ihre Entscheidung gut abwägen. Lassen Sie sich Zeit, zögern Sie die Antwort aber nicht hinaus, wenn Sie sich über Ihre Entscheidung im Klaren sind. Außerdem empfehle ich, sich nach Möglichkeit mindestens einen Tag Zeit zu nehmen, um ein Angebot zu prüfen.
Das richtige Kommunikationsmittel
Kommunizieren Sie Ihre Entscheidung offen und ehrlich. Das Unternehmen wird es zu schätzen wissen, wenn Sie Ihre Beweggründe aufrichtig mitteilen. Verzichten Sie auf komplizierte Formulierungen oder einen allzu gestelzten und formellen Stil. Es empfiehlt sich daher, eine E-Mail zu schicken. Das ist der beste Weg, der es Ihnen ermöglicht, die Informationen in einer vorbereiteten und prägnanten Form zu übermitteln, ohne auf unangenehme Details eingehen zu müssen.
Nachverhandeln?
Wenn das gebotene Gehalt wirklich der einzige Grund ist, empfiehlt es sich, noch einmal zu verhandeln, bevor Sie das Angebot ablehnen. Sie haben eigentlich nichts zu verlieren und sollten daher keine falsche Scham an den Tag legen
Sie sollten sich allerdings gute Argumente zurechtlegen. Als Kommunikationsweg bietet sich ein Telefonanruf an. Eine E-Mail eignet sich stattdessen nicht wirklich gut, da schriftlich viele Nuancen und Zwischentöne verloren gehen können. Erläutern Sie Ihre Beweggründe ruhig, sachlich, aber auch bestimmt.
Fazit: Es ist vollkommen okay, ein Stellenangebot auszuschlagen
Sie sind letztendlich nur sich selbst und Ihrem Gewissen verpflichtet. Daher ist es natürlich absolut in Ordnung, ein Jobangebot abzulehnen. Selbst wenn das bedeutet, dass Sie zunächst einmal arbeitslos bleiben und weitersuchen müssen.
Sie sollten dabei aber offen und ehrlich vorgehen. Schließlich wollen Sie selbst auch möglichst fair behandelt werden. Darüber hinaus ist es durchaus nicht unmöglich, einer Person mit Personalverantwortung zu einem späteren Zeitpunkt im Leben erneut zu begegnen.
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