Es gibt Dinge, Situationen, Aufgaben, die machen wir einfach gern, und es gibt andere, die werden nur durch die Aussicht auf eine Belohnung erträglich. Die Rede ist von unterschiedlichen Arten der Motivation – intrinsischer und extrinsischer Motivation…
Bitte was? Zugegeben, die Begriffe klingen recht hochgestochen, sind aber einfach erklärt und geben Antwort auf die allgegenwärtige Frage: Was treibt uns an?
“Wie sieht es bei dir aus?”
Manche Sachen macht man gern, manche eher ungern. Die Nachbereitung der langatmigen Besprechung machst du nur, weil sie eben zu deinem Job gehört. Anschauen wird sie sich wahrscheinlich eh keiner, aber naja – das machst du halt schon immer so.
Am Nachmittag erhältst du dann den Auftrag, einen Blogartikel zu schreiben. Cool! Das Thema interessiert dich so richtig und du machst dich mit Eifer an die Arbeit. Zwar scheint draußen die Sonne, aber das bekommst du gar nicht richtig mit. Das Endergebnis zählt, du bist voll bei der Sache – du bist im Flow.
Extrinsische Motivation – externer Faktor treibt uns an.
Immer dann, wenn wir von einem äußeren Faktor, zum Beispiel einer Belohnung oder Bestrafung, angetrieben werden, spricht man von extrinsischer Motivation.
Diese kennen wir bereits aus Kindertagen, als wir am Tisch sitzen blieben, um den Nachtisch zu bekommen oder unser Zimmer aufräumten, um dem Hausarrest zu entgehen. Die Aussicht auf Belohnung oder die Vermeidung einer Strafe und somit die Menschen, die diese anboten oder androhten, brachten uns schon damals dazu, eine bestimmte Tätigkeit zu verrichten (wenn auch mit einem Grummeln).
Anders sieht es für viele auch heute noch nicht aus. Wir müssen arbeiten, um Geld zu verdienen, um die Familie zu versorgen und den Urlaub zu finanzieren.
Die Sache mit der extrinsischen Motivation ist aber: Sie wirkt nur kurzfristig.Sobald der Faktor, der uns antrieb, versiegt oder zum Standard wird, ist es auch mit der Motivation dahin.
Bevor ich Führungskräftecoach wurde, war ich selbst als Manager tätig. Als kommunikativer Mensch sprach ich oft mit meinen Angestellten, lernte aber auch die Kollegen aus den anderen Teams kennen. Einer von ihnen war Toni. Toni wurde ein Bonus versprochen, wenn er Ziel X bis zum Tag Y erreicht.
Er hängte sich rein. Er wollte vor seinem Chef und den Kollegen gut dastehen, der versprochene finanzielle Zuschuss kam ihm gerade ganz gelegen. Tag Y kam, Toni hatte das Ziel erreicht. Puuuh … endlich überstanden. Während der nächsten Wochen war zu beobachten, dass Tonis Kreativität und Leistung sank. Er erzählte mir, wie unzufrieden er sei. Der Motivationsfaktor, der ihn zuvor antrieb, fehlte nun.
Intrinsische Motivation – Antrieb kommt von innen heraus
Arbeitest du, weil du stolz auf deinen Job bist und er dir Spaß macht, lernst du, weil dich das Thema so richtig interessiert, führst du den Hund aus, weil du dabei so richtig abschalten kannst? Ja? Dann kommen hier intrinsische Motivationsfaktoren zum Einsatz.
Wie du sicher bereits ahnst, ist diese Art des Antriebs deutlich effektiverund nachhaltiger. Wer etwas macht, weil er Spaß an der Sache hat und einen Sinn darin sieht, der macht es besser, der ist kreativer, der ist leistungsfähiger.
Nehmen wir zum Beispiel meinen Freund Markus. Markus ist Vertriebler und organisiert Events, auf denen er neue Leute kennenlernen und sein Produkt vorstellen kann. Er steht hinter der Vision, die sein Unternehmen verfolgt und weiß, er ist Teil eines großen Ganzen. Markus liebt es, sein Netzwerk zu vergrößern und geht mit seinen neuen Freunden nach dem Seminar noch ein Bierchen trinken. „Wer sagt, dass sich Arbeit und Hobby nicht verbinden lassen?“, hat er mir beim letzten Grillabend erzählt.
Intrinsische Motivation im Arbeitsalltag
Unter Führungskräften wird oft über das Thema Motivation gesprochen. Es ist klar, dass ein zufriedener, motivierter Mitarbeiter bessere Leistungen erzielt, seltener im Büro fehlt, kreativer und produktiver ist.
Wie aber motiviert man richtig? Gar nicht!
Statt zu versuchen, durch verschiedene Maßnahmen (Pizzaabende, Firmenwagen etc.) äußere Motivationsfaktoren zu schaffen, ist es sinnvoller, die Grundlage für intrinsische Mitarbeitermotivationzu legen.
Wodurch verbessert sich die eigene intrinsische Motivation bei der Arbeit?
- … indem eine angenehme Arbeitsatmosphäreherrscht, in der Angestellte selbstständig arbeiten und sich frei äußern können.
- … indem der Mitarbeiter Sinnhaftigkeitin seiner Arbeit sieht. Ist man für ein Unternehmen tätig, hinter dessen Vision man steht und auf das man stolz ist, so ist man gleich motivierter.
- … indem man das Gefühl hat, man istfür den Erfolg des Unternehmens wichtig.
- … indem man Spaß am Arbeitsplatz Wer die Kollegen mag, wer sich am Arbeitsplatz wohlfühlt und so richtig er selbst sein kann, ist glücklicher und motivierter.
- … indem man herausgefordertwird und positive Erlebnisse in den selbst gesteckten und dann erreichten Zielen findet. Passiert doch einmal ein Fehler, so lernt man daraus, statt dafür bestraft zu werden.
- … indem man die Kontrolle hat und in Entscheidungen einbezogen wird.
- … indem die eigene Leistung anerkanntwird und man das Gefühl hat, sich durch Triumphe weiterzuentwickeln.
Klar, so ganz ohne extrinsische Motivation geht es nicht. Die Entlohnung für die tägliche Arbeit sollte gerecht und angemessen sein. Aufbauend darauf kann eine Führungskraft dann die Mitarbeiter darin unterstützen, intrinsische Motivation zu finden.
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Was meinst du, was treibt dich an? Siehst du einen Sinn in deinem Job? Hinterlass mir gern einen Kommentar…
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