Zeigt mir nur ein Unternehmen, in dem es keine schwierigen Mitarbeiter oder Führungskräfte gibt. Ich schätze, da könnt ihr lange suchen. Was also tun mit den unliebsamen Mitarbeitern? Lobt sie doch ganz einfach weg. Antje Bach liefert die Details…
Schwierig ist nicht gleich schwierig. In Unternehmen sitzen nach meiner Erfahrung stets einige Leute, die nicht wollen, und einige Menschen, die schlicht nicht können. Letztere möchte ich hier ganz außen vor halten, denn oft erhalten sie nicht den erforderlichen Raum, um ihre Stärken einzubringen oder ihren Entwicklungsweg zu gehen. Die „Ich-will-nicht“-Kandidaten hingegen sind die, die mich gewaltig nerven – und euch meiner Meinung nach ruhig ein bisschen mehr nerven dürften.
Es gibt sie in jedem Unternehmen, jeder Couleur und jeder Betriebsgröße. Je größer der Konzern, desto leichter fällt es ihnen oft, sich unter dem Deckmäntelchen des Schweigens einzukuscheln und sich irgendwie durchzuschummeln.
„Drückeberger“
Eigentlich – und das wisst ihr auch tief in euch drin – sollten diese Drückeberger dem System und dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung gestellt werden. Nur ist das nicht gerne gesehen und unter den Arbeitsrichtlinien in Deutschland noch dazu häufig ein schwieriger Prozess. Was tun?
Kraftsparend und diskret
In vielen Unternehmen hat sich deshalb eine diskrete Regel etabliert: Wenn ein Mitarbeiter in einer Abteilung nicht ausreichend leistet oder funktioniert – tja, dann lobt man ihn eben weg. Das ist einfach, das geht vor allem in größeren Organisationen recht stressfrei und es kostet obendrein so viel weniger Kraft, als sich im Rahmen des Arbeitsrechts von diesem Mitarbeiter zu trennen.
Was hier vielleicht noch recht spaßig klingt, ist mein bitterer Ernst. Wegloben ist der geheime Nummer-eins-Trend vieler Personaler und Führungskräfte. Und ich kann es verstehen: Wenn ihr einen Mitarbeiter im Team habt, der schlicht nicht liefert, ist und bleibt es dennoch riskant, ihm zu kündigen.
„Schuld“
Denn damit rückt ihr als Führungskraft in den Fokus der Schuld. Ihr stört die scheinbare Harmonie. Und wenn es ganz dumm läuft, müsst ihr euch am Ende noch anhören, ihr hättet den armen ehemaligen Mitarbeiter eben nicht ausreichend gefördert und entwickelt. Toll.
„Low-Performer“
Führungskräfte haben, um es auf den Punkt zu bringen, also zwei risikoarme Optionen beim Umgang mit unliebsamen Mitarbeitern: Entweder investieren sie wahnsinnig viel Energie in den Low-Performer, weil sie quasi den Hund zum Jagen tragen müssen, oder sie loben ihn weg.
Eine kurze Anleitung zum Wegloben
Wegloben ist schließlich gar nicht schwer. Mit ein bisschen Glück arbeitet ihr in einer Organisation, die Projekte betreut. Schwups, schon ist der „Ich-will-nicht“-Mitarbeiter in ein anderes Projekt entsandt – oder sollte ich sagen entsorgt? –, die wirksame Leistung der anderen Mitarbeiter bleibt erhalten und ihr habt zumindest eine Zeit lang eure Ruhe.
„Ich-will-nicht“
Genießt ihr nicht den Luxus der Projekte, dann bleibt euch immer noch das Wegloben in andere Bereiche. Hauptsache, möglichst weit weg vom eigenen. Oder vielleicht gibt es in eurem Umfeld gerade eine junge Führungskraft, die noch nicht lange im Team ist? Perfekt: „Hier hast du einen schwierigen Mitarbeiter – da kannst du richtig tolle Erfahrungen sammeln in herausragender Führungsarbeit.“
Immer super zum Wegloben sind darüber hinaus natürlich sämtliche Phasen der Umorganisation oder Neustrukturierung.
Ihr seht: Wegloben ist leicht. Wozu sich den Stress der Kündigung geben, wenn ihr eure lästigen Leute einfach von A nach B loben könnt?
Wer zahlt den Preis?
Die Frage ist: Wer zahlt den Preis dafür? Denn faktisch bewirkt das Wegloben nur eins: Ihr spart euch Stress, indem ihr Leute nicht mehr entlasst. Aber: Ihr entlasst Leute nicht mehr, die ihr entlassen solltet.
Den Preis dafür zahlt auf lange Sicht euer Unternehmen. Denn ein Mitarbeiter, den ihr über Monate und Jahre mitschleppt, kostet Unmengen an Geld. Und mit Blick in die Zukunft, in der heute VUCA-Welten (volatil, unsicher, komplex und unklar) und agiler Führung Einzug halten – da ist Vertrauen die Grundlage für die Umsetzung! Mit diesem Verhalten wird Vertrauen und Kollegialität mit „Füßen getreten“.
Spätestens an dieser Stelle solltet ihr euch die Frage stellen, ob ihr nicht besser fahrt, wenn ihr einmalig Geld in die Hand nehmt für einen Auflösungsvertrag.
„Auflösungsvertrag“
Ich weiß, viele scheuen sich vor dem Konflikt, den eine solche Kündigung mit sich bringt. Aber denkt dabei vielleicht auch einmal einen Moment an eure wirklich guten Mitarbeiter, die sich engagieren und bemühen. Wie ungerecht ist es denn bitte ihnen gegenüber, wenn ihr Drückeberger permanent nur weglobt und weiter bezahlt?
Führungskräfte sollten deshalb meiner Ansicht nach ihre Antwort auf die Frage kennen: Wann zeigen wir den Leuten, die nicht wollen und mehrere Warnschilder missachtet haben, entschlossen den Weg hinaus aus dem System?
Über die Autorin: „Herzlich willkommen, liebes Problem!“ – Mit dieser Überzeugung geht Antje Bach durchs Leben. Die Autorin und Coach legt den Finger gerne in die Wunde – hart, aber ebenso ehrlich und einfühlsam. Denn sie ist überzeugt: Jede private oder berufliche Entwicklung beginnt mit einem Hindernis. Umso schöner, dass Menschen sich nicht verändern müssen. Sie dürfen sich ergänzen…
Artikelbild: Ollyy/ Shutterstock
2 Kommentare
….wer nur rumstänkert oder bei jedem Handstreich eine Diskussion anfängt, ist einfach nur fehl am Platz. Führungskraft, walte deines Amtes und zwar so schnell wie nur irgendwie möglich, ihre Mitarbeiter werden es Ihnen danken.