Das Theater Konstanz nimmt sich zum Jahresstart ein schwieriges Thema vor: Familiengeschichten. Und das über mehr als drei Generationen! Karriereentscheidungen gehören einfach zum Leben dazu, bewusst wie unbewusst. Aber auch diese hier: Religion ebenso dabei wie transkulturelle, sexuelle Identität und Selbstbestimmung…
Die Umzugskartons sind bereits gepackt. Nach New York soll es gehen! Nun denn. Und dort will sich Tochter und Enkelin neu entdecken, zu sich finden, neue Wege betreten. Marmeloschn? Heisst auf Jiddisch “Muttersprache”. Hier ein paar Bilder von Bjørn Jansen:
„Willst du reden? – Worüber? – Weiß nicht. – Gut. Nein.“
Muttersprache Marmeloschn
Drei Frauen, drei Generationen, drei Lebensentwürfe – und eine Menge Unausgesprochenes.
Die Großmutter Lin, Holocaust-Überlebende, hat in der DDR als Sängerin und Vorzeigejüdin Karriere gemacht. Was für Karriere-Einsichten!
Ihre Tochter Clara, die von Identitätskrise und dem Verschwinden ihres Sohnes Davie gezeichnet ist, will mit Kommunismus und Judentum nichts mehr zu tun haben. Rahel, Claras Tochter und Zwillingsschwester von Davie, ist ganz Kind der Post-Holocaust-Generation. Und nun?
Suche nach dem Ursprünglichen: Zurück zu den Wurzeln
Da lockt die Freiheit Freiheit New Yorks. Das Versprechen: Sexuelle Identität ausleben und erkunden können. Clara sucht ihre Wurzeln, für die vielleicht die Großmutter stehen könnte: Was bedeutet es heute Jüdin zu sein? In Deutschland? Das Theater dazu: “Die Fragen nach Schuld, Verantwortung, Akzeptanz und Verlust sind eng miteinander verwoben.”
Nochmal ein paar Fotos, von Bjørn Jansen:
Sasha Marianna Salzmann erzählt mit Patchwork-Technik. Gefühle haben dabei viel Platz: “Zorn, Herz und Witz”. Schonungslos werde so der Blick frei für die Probleme einer Familie, die vom Alltäglichen bis ins Grundsätzliche reichen.
Artikelbild: Norbu GYACHUNG/ Unsplash
Muttersprache Marmeloschn
Muttersprache Marmeloschn-
Unterhaltung50/100 NeutralReduziertes Bühnenbild, Fokus auf die 3 Darstellerinnen
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Bildung80/100 Very goodViel Wissen vorausgesetzt, gut erklärt
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Horizont-Erweiterung100/100 The bestTiefschürfende Themen, gut miteinander verwoben
Das hat uns gut gefallen:
- Viel Wortwitz
- Reduziertes Bühnenbild
- Hoher Anspruch an Gebildete
- Gute zeitliche Länge
- Drei Generationen
Das würden wir uns mehr wünschen:
- Mehr Wortwitz
- Ein bisschen mehr Bühnenbild
- Erklärhilfe im Stück