„Wir tragen alles in uns was wir brauchen, um Spitzenleistungen zu bringen“, sagt Markus Mersinger. Der Experte berät seit zwei Jahrzenten den produzierenden Mittelstand und hat als Redner bereits mehrere Auszeichnungen erhalten…
Selbstwirksamkeit ist für den Trainer die tiefe Überzeugung, Probleme und Hindernisse aus eigener Kraft überwinden und meistern zu können: „Selbstwirksamkeit bedeutet zu wissen, ich kann meine Ziele erreichen und zwar mit dem, was ich selbst in mir zur Verfügung habe.“
Um seine These zu verdeutlichen, gibt der Hobby-Motoradrennfahrer ein Beispiel: „Ich bin mit einem Freund und unseren Motorrädern nach Kroatien gefahren, um auf einer Rennstrecke zu üben. Trotz täglichen Trainings konnte ich meine Zeit nicht verbessern – im Gegensatz zu meinem Begleiter.“
Wie viele von uns es machen würden, sucht der Motorsportbegeisterte das Problem zunächst im außen. Er war der Meinung, es müsste an seinem Motorrad liegen, dass er die Strecke nicht genauso schnell fahren kann, wie sein Vorbild. Sein Sportkollege dagegen rät ihm: „Such das Problem nicht bei deinem Bike. Schau bei dir, wie du dich verbessern kannst.“ Dass er es am Ende tatsächlich geschafft hat, seine bisherige Bestzeit zu verbessern, führt Mersinger auf die folgenden vier Elemente zurück:
Lernen am Model
„Mach nach, was dein Vorbild so macht“, lautet der erste Tipp des Beraters. Auf der Rennstrecke damals sei er seinem Freund, der eine bessere Zeit fuhr, zunächst einfach hinterhergefahren. Hat so erkannt, dass dieser auf der Strecke eine völlig andere Linie fährt, etwas später bremst und sich anders in die Kurve legt. „Ein Ideal zu imitieren kann nicht nur im Sport zu besseren Ergebnissen führen“, betont Mersinger.
Auch im Berufsleben könnten wir uns etwa von einem Mentor oder einer erfolgreichen Unternehmerin abschauen, wie die Person in bestimmten Situationen reagiert, welche unternehmerischen Entscheidungen sie trifft oder wie sie mit Mitarbeitenden umgeht. Und uns so durchs reine Nachmachen Schritt für Schritt verbessern.
Druck umwandeln in Motivation
Gestartet war Mersinger damals auf der kroatischen Rennstrecke mit einem enormen Druck. „Ich wollte unbedingt meine Zeit verbessern. Als ich entschieden hatte, meinem Freund hinterher zu fahren um mir seine Technik abzuschauen, hatte ich Zweifel, ob ich damit wirklich Erfolg haben würde.“ Doch dann fühlt er während es Fahrens, wie der Druck abfällt und die Motivation steigt. Mersinger: „Wir können selbst entscheiden, ob wir eine Situation als stressig oder motivierend empfinden.“ Ihm sei es damals gelungen, während des Fahrens Stress und Druck in Freude und Motivation umzuwandeln. „Damit war ich auf dem besten Weg zu einem Spitzenergebnis.“
Erfolg bewusst erleben
Als Mersinger damals auf seinem Motorrad spürt, dass er seinem Freund auf der gesamten Strecke folgen kann, wird ihm bewusst, dass der Erfolg ganz nah ist: „Ich war richtig im Flow als mir klar wurde, dass ich dieses Mal schneller auf der Strecke unterwegs bin als jemals zuvor.“ Auf unserem Weg zu besseren Leistungen, ob im Sport, Beruf oder im Privatleben, sollten wir daher immer wieder innehalten und bereits erreichte Meilensteine festhalten und würdigen, empfiehlt der Coach.
Messbare Ergebnisse anerkennen
Nach Fahrtende konnte Mersinger seinen Erfolg messen: Fast zwei Sekunden schneller als bei allen Trainingsfahrten zuvor hatte er die Strecke absolviert. „Was für mich genauso wichtig war, dass mein Kumpel sich für mich mitgefreut und meine Leistung anerkannt hat“, sagt der Experte für Veränderung und Wachstum. Denn ein Ziel nachweislich und messbar zu erreichen, ist das eine. Genauso wichtig sei die Anerkennung von außen: „Sie verdeutlicht, dass wir unsere Leistungen verbessern konnten und bestärkt uns darin weiter am Ball zu bleiben.“
“weiter am Ball bleiben”
Mersingers Erfolgsformel basiert auf Studien von Albert Bandura, der als einer der führenden Psychologen des 20. Jahrhunderts gilt. Bereits in den 60er Jahren entwickelte der Kanadier die Theorie des Lernens am Model: Darunter werden Lernvorgänge verstanden, die darauf beruhen, menschliches Verhalten zu beobachten. Es ist nicht zwingend notwendig, dass dazu das Vorbild immer anwesend ist.
Die vier beschriebenen Elemente ordnete Bandura der sogenannten Selbstwirksamkeitserwartung zu. Der Begriff bezeichnet die Erwartung einer Person, mithilfe eigener Kompetenzen ein gewünschtes Ergebnis zu erreichen. „Ich nutze Banduras Konzept nicht nur für mich, sondern auch in meiner täglichen Arbeit. Etwa um Führungskräften Handlungsfelder aufzuzeigen oder Unternehmen Chancen zur Entwicklung von operativer Exzellenz“, verdeutlicht Mersinger.
Über den Gesprächspartner: Business-Experte Markus Mersinger ist seit mehr als zwei Jahrzenten Berater, Trainer und Coach in den Bereichen Change, Leadership und Lean…
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