Spiegel-Bestsellerautorin Katharina Afflerbach hat in ihrem neuesten Buch „Zuversicht“ wahre Geschichten von Menschen niedergeschrieben, die trotz schwerer Zeiten ihren eigenen Weg hin zur Zuversicht finden. Im Interview erzählt sie, was Zuversicht für sie bedeutet und wie wir in schwierigen Zeiten zuversichtlich bleiben können …
Katharina Afflerbach war eine Karrierefrau. Als Marketingdirektorin für Kreuzfahrtreedereien und eine Hotelkette gehören Dienstreisen und Überstunden zu ihrem Großstadt-Alltag. Bei einem Asthmaanfall, als ihr wörtlich „die Luft zum Atmen fehlt“, beschließt die diplomierte Medienwirtin etwas in ihrem Leben zu ändern, kündigt schließlich ihren Job, um auf einer Alp in den Schweizer Bergen anzuheuern. Drei Wochen vor ihrem dritten Alpsommer verliert Katharina ihren jüngeren Bruder durch einen tragischen Unfall. Zwischen Berg und Tal sucht und findet sie Trost in der Natur, bei den Tieren und der engen, herzlichen Alpgemeinschaft. Sie kommt gestärkt wieder und schreibt 2019 ihr erstes Buch, „Bergsommer“, das zum Spiegel-Bestseller wird. Zwei Jahre später folgt mit „Manchmal sucht sich das Leben neue Wege“ der zweite Bestseller, am 21. Januar erscheint nun ihr neuestes Buch „Zuversicht“.
Karriere-Einsichten: Katharina, dein neues Buch heißt „Zuversicht“, was bedeutet Zuversicht für dich?
Katharina Afflerbach: Zuversicht ist für mich die tiefgreifende Lebenshaltung, gerade dann weiterzumachen und zu wachsen, wenn es nicht einfach ist. Was auch immer mich in diese schwierige Situation gebracht hat, ich gehe sie an und stehe sie durch. Wenn wir zuversichtlich sind, vertrauen wir darauf, dass wir Hilflosigkeit durchbrechen, unsere Denkweisen gestalten und emotionale Reaktionen bewältigen können. Zuversicht ist, sich bewusst dafür zu entscheiden, einen Schritt zu machen, hin zu einem höheren Punkt, allein und mit Hilfe anderer. Es ist das in-die-Hand-Nehmen der Lebenszügel und der Verantwortung für das eigene Leben, auch dann, wenn man nichts dafürkann, dass man sich in einer Krise befindet. Das ist nicht immer einfach und bisweilen schmerzhaft. Doch indem wir den Weg gehen, machen wir die wohltuende Erfahrung, dass es okay ist, nicht okay zu sein; dass es guttut, um Unterstützung zu bitten, und dass wir wachsen und lernen können.
Karriere-Einsichten: Was hilft nach deiner Ansicht, nach einer Lebenskrise wieder Fuß zu fassen?
Katharina Afflerbach: Eine entscheidende Rolle spielen Beziehungen zu anderen Menschen. Sie sind eine genauso wichtige Säule, wie zu erkennen, wer man ist, seine Gefühle zu ergründen oder die eigene Schöpferkraft zu entdecken. Vertrauensvolle Beziehungen, private und professionelle, zum Beispiel zu einer Therapeutin, einem Coach oder einer Selbsthilfegruppe, sind ein Sicherheitsnetz und ein wichtiger Stützpfeiler für dauerhafte Lebensqualität. Das spiegelt sich auch in den die Geschichten aus meinem Buch wider, zum Beispiel der von Bettina, Isabelle oder Cora: Bettina kämpfte nach einem schweren Arbeitsunfall ein Jahr lang um ihr Leben. An ihrer Seite eine Handvoll Freunde, die ihr unermüdlich Mut zusprachen, als sie selbst sich schon fast aufgegeben hatte. Isabelle konnte kaum das Haus verlassen, weil ihre schwerkranken Kinder sie brauchten. Trotz allem hielt sie an ihrer wöchentlichen Musikprobe fest, wo sie Freunde traf und für zwei Stunden einfach nur sie selbst sein konnte, nicht die Mutter mit der tonnenschweren Last der Verantwortung. Cora, die Opfer von häuslicher Gewalt wurde, hat dafür gekämpft, Hilfe von einem Trauma-Therapeuten zu erhalten. Sie wusste intuitiv, dass sie auf ihrem Weg der Heilung jemanden brauchte, der sie anleitete und unverrückbar an ihrer Seite war.
Karriere-Einsichten: Wie können wir nahestehenden Menschen, die mit ihrem Schicksal hadern, Zuversicht schenken?
Katharina Afflerbach: Das größte Geschenk, das wir einander machen können, ist uns füreinander Zeit zu nehmen und dem anderen zu zeigen: Ich sehe dich, ich höre dich, ich fühle mit dir. Das gelingt uns am besten, wenn wir bereits gelernt haben, uns für uns selbst Zeit zu nehmen, in uns hineinzuhorchen und zu ergründen, was wir brauchen, um uns geliebt, sicher und geborgen zu fühlen; auch gerade dann, wenn die Lebensumstände an uns rütteln. Wir können einem Freund, einer Freundin anbieten, zusammen zu ergründen, was ihm oder ihr jetzt guttut, gemeinsam reden, gemeinsam schweigen, Hilfsangebote recherchieren oder sich bei einer Radtour alles von der Seele strampeln. Zuversicht können wir auch ganz konkret – einfach so – in unserem unmittelbaren Umfeld entfachen. Wenn wir uns zum Beispiel mehr Freundlichkeit und Höflichkeit wünschen, können wir selbst freundlicher und höflicher zu unseren Mitmenschen sein. Wenn uns der viele Müll in der Natur traurig macht, können wir ihn melden oder eine Sammelaktion starten. Gerade die kleinen Gesten und Taten bewirken Großes, denn sie inspirieren andere und lösen mutmachende Kettenreaktionen aus.
Karriere-Einsichten: Vielen Dank, Katharina!