Egal, wie sympathisch Sie Ihren Chef finden und wie gut Sie sich verstehen: Es gibt Dinge, die sie ihm einfach nicht sagen sollten. Mag im privaten Umfeld „frei von der Leber weg“ vielleicht gut ankommen – im Büro macht es mehr Sinn, seine Antworten diplomatischer zu verfassen. Es gibt Sätze, die einfach nicht in ein Business-Umfeld gehören. Simone Stargardt weiss mehr…
Das weiß ich nicht
Natürlich müssen Sie nicht auf jede Frage eine Antwort parat haben. Benötigt Ihr Vorgesetzter jedoch Input von Ihnen, hilft Achselzucken nicht weiter. Probieren Sie es stattdessen mit „Das finde ich heraus“ und zeigen Sie so Ihre Kompetenz, Probleme zu lösen.
Nein, das schaffe ich nicht mehr
Natürlich sollten Sie nicht zu allem „Ja“ sagen. Doch ablehnen ohne jegliche Begründung wirkt schroff und kann dem Betriebsklima schaden. Statt einfach „Nein“ zu sagen könnten Sie etwa erklärend hinzufügen, dass Sie heute noch ein sehr wichtiges Projekt vorzubereiten haben.
“Nein sagen lernen”
Oder fragen Sie nach der Priorität. Vielleicht können Sie in ein paar Tagen, wenn Sie wieder Luft haben, die zusätzliche Aufgabe erledigen.
Das kann ich nicht
Die Aussage vermittelt Ihrem Gegenüber fehlendes Selbstbewusstsein und mangelnde Risikobereitschaft. Formulieren Sie daher besser „darüber müsste ich mich erst informierten.“ Wenn Sie das getan haben und sich der Aufgabe trotzdem nicht gewachsen sehen, teilen Sie Ihrem Chef mit, dass Sie Hilfe benötigen.
Unser vorheriger Chef hat das anders gemacht
Selbst wenn tatsächlich etwas nicht richtig läuft, macht es keinen Sinn, einen neuen Vorgesetzten mit dem vorherigen zu vergleichen. Versuchen Sie, sich auf die neuen Methoden einzulassen. Läuft es wirklich in die falsche Richtung, belegen Sie das Ihrem Vorgesetzten mit stichhaltigen Argumenten und lassen Sie den früheren Boss außen vor.
Bei meinem früheren Arbeitgeber haben wir das anders gemacht
Genauso wenig mag es Ihr Chef, wenn Sie ihren neuen Arbeitsplatz ständig mit dem alten vergleichen. Und auch bei den Kollegen kommen Sie als Besserwisser nicht gut an. Wenn Sie etwas verändern wollen, formulieren Sie Verbesserungsvorschläge als Frage: „Was haltet ihr davon, wenn wir das so machen: ….“
Das war ich nicht, das war der Kollege XY
Anderen die Schuld zu geben wird schnell als Anschwärzen ausgelegt. Liegt der Fehler nicht bei Ihnen, erklären Sie das Ihrem Chef möglichst ohne dabei einen Kollegen zu beschuldigen.
Das steht nicht in meinem Stellenprofil
Dass Arbeit auf Ihrem Schreibtisch landet, die nicht unbedingt zu Ihrem Aufgabenfeld gehört, kann immer wieder passieren. Zeigen Sie sich flexibel und beweisen Sie so, dass Ihr Boss sich auf Sie verlassen kann. Das unterscheidet Sie womöglich von Kollegen und kann Ihnen bei einer nächsten Beförderung oder Bonuszahlung zugutekommen.
Was habe ich davon?
Versuchen Sie nicht aus einer Situation, in der Sie für jemanden einspringen sollen, einen Vorteil zu ziehen. Bedenken Sie stattdessen, dass auch Sie einmal auf die Unterstützung eines Kollegen angewiesen sein könnten.
Sorry, aber mit dem/der kann ich nicht zusammenarbeiten
Sie müssen sich mit Kollegen nicht privat verstehen, um beispielsweise ein zeitlich begrenztes Projekt gemeinsam abzuschließen. Lassen Sie persönliche Konflikte bei einer geschäftlichen Zusammenarbeit außen vor. Im besten Fall weiß ihr Arbeitgeber gar nicht, mit wem Sie nicht gut können.
Dann suche ich mir eben einen anderen Job
Das dürfen Sie zwar denken, doch ausgesprochen wirkt eine solche Aussage wie eine Drohung und gehört deshalb nicht in ein Businessumfeld. Wenn Sie unzufrieden mit Ihrer Arbeit sind und dies Ihrem Chef mitteilen möchten, bleiben Sie sachlich. Schildern Sie beispielsweise Situationen, in denen Sie sich ungerecht behandelt fühlten und geben Sie konstruktive Kritik.
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4 Kommentare
Gefühlt werden diese Empfehlungen alle 14 Tage auf irgend einem Portait. Nur wer beherzigt diese wirklich wichtigen Hinweise. Ich erlebe “ich weiß nicht”, “ich kann nicht”, “ich war das nicht” leider immer wieder. Und diese Mitarbeiter halten sich dann auch noch für richtig clever und professionell. Also weiter diese Ratschläge publizieren, vielleicht hilft es irgenwann einen verständigen Leser.
Das kann ich nachempfinden. Ich habe bei einem Arbeitgeber vieles aushalten müssen. Mobbing war an der Tagesordnung. Und die Meinung des Vorgesetzten war nicht anzuzweifeln, auch wenn er wissentlich nicht Recht hatte.
Bei meinem aktuellen Arbeitgeber habe ich es besser. Man wird gelegentlich angesprochen ob man zu irgend etwas bereit wäre. Wenn es mir möglich ist akzeptiere ich die Anfrage. Wenn nicht begründe ich es mit kurzen Worten, warum.
Ein “Das kann ich nicht” spart oft viel Zeit und Ärger, als wenn Kollegen, die keine Ahnung haben, so tun, als könnten sie das schaffen, um dem Chef zu gefallen. Aber vielleicht muss das in einem “Businessumfeld” so, in dem “Sinn gemacht” wird.
„Das steht nicht in der Stellenbeschreibung“ – ich stimme zu, dass dies keine gute Formulierung ist. Ihre Empfehlung finde ich allerdings problematisch. Einfach Zusatzaufgaben zu übernehmen in der Hoffnung, irgendwann mehr Geld oder eine Beförderung zu bekommen, ist nicht nur naiv, sondern auch kein Zeichen von Verantwortung gegenüber sich und anderen. Wenn ich richtig (!) nein sage, signalisiere ich, dass ich Grenzen erkenne und benennen kann. Dass ich auf mich achte, damit meine Arbeitskraft auch dauerhaft erhalten bleibt. Und dass ich den Mut habe, Probleme anzusprechen, die manchmal schlicht vom Management gelöst werden müssen und wo es wenig hilfreich ist, wenn sie durch allzu gutmütige Ja-Sager nur kaschiert werden.