Jeder hat sie, jeder hasst sie: Vorurteile. „Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom“, formulierte einst Albert Einstein. Wie recht er damit hatte, zeigt sich bis heute – vor allem im Umgang mit Menschen, die auf Hartz IV angewiesen sind. Das will die Bundesagentur für Arbeit jetzt ändern…
Was kann man nun aber tun, um die Situation zu verbessern, wenn sich überall beste Mühe gegeben wird, die Vorstellung des heruntergekommenen Hartzers aufrechtzuerhalten?
Die Initiative der Bundesagentur für Arbeit „Das bringt mich weiter“ hat einen Spot veröffentlicht, der auf derartige Probleme aufmerksam machen soll. Dieser zeigt Google-Suchanfragen nach Begriffen wie „Hartz IV-Empfänger“ und „Langzeitarbeitslose“ – mit erschreckenden Ergebnissen.
So werden diese als „faul“, „Schmarotzer“ und „Asis“ bezeichnet. Auch aus der Luft gegriffene Fakten wie „Arbeitslose sind häufiger krank und sterben früher“ scheinen fest in den Köpfen verankert zu sein.
Ad acta: Bild des “faulen Schmarotzers”
Seit Einführung der Hartz IV-Reform vor zehn Jahren haben Arbeitslose mit ihrem schlechten Ruf zu kämpfen. Und das, obwohl mehrere Studien das Bild des faulen Schnorrers widerlegen. Erst 2014 veröffentlichte die Universität Bochum eine Bilanz, nach der es keinen Unterschied zwischen Vollzeitbeschäftigten und Arbeitslosen gibt, was ihre Motivation, soziale Kompetenzen oder Begeisterungsfähigkeit angeht.
“Und, überqualifiziert?”
Im Gegenteil: Ganze 65% der Sozialempfänger liegen nicht auf der faulen Haut, sondern bilden sich weiter, gehen einer Nebentätigkeit nach oder pflegen kranke Angehörige. 75% der Arbeitslosen wollen unbedingt einen Weg zurück in den Beruf finden und 71% würden sogar eine Tätigkeit annehmen, für die sie überqualifiziert sind.
Viele Hartz IV-Empfänger bestens gebildet
Entgegen der Erwartung sind viele Hartz IV-Empfänger alles andere als ungebildet: Sie haben ihr Abitur oder sogar eine Hochschulausbildung abgeschlossen, sind ehemalige Professoren und Unternehmer, die aufgrund von finanziellen, persönlichen oder gesundheitlichen Umständen auf staatliche Unterstützung angewiesen sind.
Auch Alleinerziehende müssen häufig auf Arbeitslosenhilfe zurückgreifen. Und doch haben sie nach wie vor unter den Vorurteilen zu leiden, mit denen sie tagein, tagaus konfrontiert werden.
Der erste Schritt ist, die Voreingenommenheit gegenüber Arbeitslosen ins Bewusstsein zu rufen. Als Zweites sollte jeder Einzelne zum Umdenken angeregt werden. Dazu fordert auch der Spot der Bundesagentur für Arbeit am Ende mit seiner Botschaft auf: „Vorurteile bringen nicht weiter! Informieren schon!“. Hoffen wir, dass sie ankommt.
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