Gibt es das, das Gute im Menschen. Und gar einen durch und durch guten Menschen? Bertolt Brechts Theaterklassiker wirft jede Menge Fragen auf. Und hat die letzten siebzig Jahre nicht an Aktualität eingebüsst…
Gesucht wird folgender Typ: jemand der gut ist zu seinen Mitmenschen und trotzdem die eigene Existenz nicht gefährdet. Wenn das möglich ist, dann kann die Welt so bleiben, wie sie ist.
Zu Brechts Geschichte, 1943 niedergeschrieben und uraufgeführt im Zürcher Schauspielhaus, in den Wirren des Zweiten Weltkriegs. In der Prostituierten Shen Te finden die „Erleuchteten”, die Götter, einen solchen guten Menschen. Bevor die Götter verschwinden, schenken sie Shen Te das nötige Startkapital für einen kleinen Tabakladen.
Doch Shen Tes ist so gütig und wird darin vom “Gesindel” der Strasse schnell ausgenutzt, ihr droht der Bankrott. Ein Vetter muss her, ein Pseudonym – aus der Not geboren. Mit diesem versucht Shen Te sich immer wieder zu retten – hinter einer Maske die Güte nicht kennt. Ist Güte in dieser Welt naiv, nicht lebensfähig?
“Güte naiv?”
Eigentlich ging’s den Leuten damals gar nicht so viel anders als heute. Die Schere zwischen Arm und Reich, sie ist so groß wie nie. Die Rente, sie war niemals sicher. Und die besonders kluge Geldanlage gegen den sozialen Abstieg, auch sie bietet keinen wirklichen Schutz im Anbetracht der Ewigkeit. Vielleicht waren den ersten Christen solcheSorgen völlig unbekannt…
Sie denken, früher war alles besser? Möglich. Möglicherweise ist die Geschichte, die wir eben von den Aposteln gehört haben eine Utopie, eine Illusion, eine Traumwelt – zu schön um wahr zu sein. Wünschen Sie es sich denn, Teil so einer festen Gemeinschaft zu sein, mit Menschen zusammen zu sein die wirklich alles teilen?
Früher war alles… wie war’s denn? Dass muss ja nicht gleich die volle Gütergemeinschaft einer Shen Te bedeuten. Die kommt eben bald an ihre Grenzen. So schön wir die Idee dieser Ur-Kommune finden: auf Dauer haben bisher nur wenige solcher Bünde überlebt. Das Ende von Brechts Stück bleibt offen. Such’ dir deinen Schluss selbst, ziehe Schlüsse und handele danach!
Fazit: Eine gelungene Darstellung von Jo Fabian im Theater Konstanz, unterschiedliche Genres kommen zusammen: Schauspiel, Tanz, Performance, Konzert und Installation – auch ein paar Flashmobs sind dabei…
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