Immobilienmakler haben einen schlechten Ruf. Das liegt auch an ihren Einkünften fürs „Rumdrehen“ vom Schlüssel, so das Klischee. Lange Zeit galten Immobilien aufgrund ihres materiellen Werts als sichere Anlage. Dies änderte sich schlagartig mir der Finanzkrise 2008/2009, einer Immobilienblase. Worauf kann man sich heute noch in der Immobilienbranche verlassen? Ist es nach wie vor ein Sektor, in dem man erfolgreich tätig sein kann? Wir zeigen euch die neusten Entwicklungen und Karriereaussichten in diesem Tätigkeitsfeld…
Die Finanzkrise, die Immobilienblase. Sie schwellte seit längerem und zeigte die Prekarität und Opportunität im Bereich der Immobilienspekulation und -anlage nur allzu deutlich.
Fest steht: Dem deutschen Immobilienmarkt geht es sehr gut. Viele „nachfragebegünstigende Faktoren, wie niedrige Finanzierungshilfen, steigende verfügbare Einkommenund Verschiebungen im Anlageportfolio von Investoren hin zu Immobilien“ würden der Wachstumsphase in diesem Markt wohl auch weiterhin die Luft in die Segel blasen, schreibt etwa der Zentrale Immobilienausschuss e.V. (ZIA) in seinem Frühjahrsgutachten Immobilienwirtschaft 2017 (Link hier).
Vor allem in den Ballungsgebieten stünden einer hohen Nachfrage anhaltend sinkende Leerstandsquoten gegenüber. Dagegen würde die Nachfrage in den ländlichen Regionen auf lange Sicht voraussichtlich eher stagnieren bzw. zurückgehen, so die Autoren. Entsprechend stiegen auch die Mietpreise in den deutschen Großstädten weiter.
Positiv aus dieser Gesamtentwicklung sticht indes vor allem der Büromarkt hervor, das dominierende Asset am deutschen Immobilienmarkt. Auch hier sinken die Leerstandsquoten in den A-Märkten – wie etwa Berlin, München, Hamburg, Düsseldorf, Köln, Frankfurt am Main oder Stuttgart – weiter seit Jahren, während die Mietpreise in die Höhe schießen.
Ebenso verhält es sich in den Mittelstädten wie Osnabrück, Freiburg im Breisgau, Kiel, Erfurt oder Hannover, wie eine Studie von Wüest Partner Deutschland im Auftrag der TLG IMMOBILIEN AG feststellte.Dem ZIA zufolge floss 2016 beinahe jeder zweite Euro (47 %) in Büroimmobilien.
Die verschiedenen Wege in die Immobilienbranche
Ein Immobilienmakler ist de facto wie de jure ein selbstständiger Gewerbetreibender. Er fungiert als Mittler zwischen Kauf- bzw. Mietinteressenten und Eigentümer und erhält für seine Vermittlungsleistung eine bestimmte, im Vorfeld festgelegte Provision. Um erfolgreich tätig zu sein, muss er insofern nicht nur eine hervorragende Marktkenntnis inseinem speziellen Immobiliensegment besitzen, sondern auch über herausragende Kommunikationsfähigkeiten verfügen. Er muss seine Klienten gut einschätzen können sowie in der Lage sein, ein breit aufgestelltes Kontaktnetzwerk innerhalb des »Eigentümer-Zirkels« zu hegen und zu pflegen. Nur so vermag er für sehr unterschiedliche Bedürfnisse die richtigen Objekte zu finden.
„Keine geschützte Berufsbezeichnung“
Eine gesetzlich geregelte Berufsausbildung zum Immobilienmakler gibt es in Deutschland nicht. Es genügt eine behördliche Erlaubnis (§ 34c Gewerbeordnung), für deren Erwerb ein Antrag gestellt und bestimmte, für dessen Genehmigung erforderliche Auflagen erfüllt werden müssen. Gleichwohl gibt es den Ausbildungsberuf des Immobilienkaufmanns bzw.der Immobilienkauffrau, welcher viele Tätigkeitsbereiche des Immobilienmaklers gleichsam mitbedient und insofern einen durchaus guten Einstieg in das Business abgeben kann.
Wer dagegen gleich etwas höher einsteigen möchte, der ist gut beraten, ein Studium der Immobilienwirtschaft aufzunehmen. Hierbei handelt es sich im Wesentlich um klassische BWL-Studiengänge mit starkem Fokus auf Immobilien und dazugehörige Spezialgebiete, wie etwa Immobilienrecht, Bautechnik, Wertermittlung und Finanzierung. Innerhalb solcher Studiengänge können je nach Universität oder Fachhochschule natürlich unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden.
Büroimmobilien als Karriereoption
Es obliegt selbstverständlich jedem und jeder einzelnen, die Gründe für einen bestimmten Beruf zu erwägen und schließlich eine lebenspraktisch hochbedeutsame Entscheidung zu treffen. Von daher kann an dieser Stelle nur aus einer mehr oder weniger ökonomischen und arbeitsmarktzentrierten Perspektive heraus beurteilt werden, inwieweit sich ein Tätigkeitsfeld karrieretechnisch lohnt oder nicht.
Innerhalb der Immobilienbranche scheint insbesondere der Büromarkt ein lukratives Karrierefeld zu sein. Interessant dabei ist vor allem auch eine relativ neue Entwicklung, bei der man eine Onlineimmobiliensuche mit persönlicher Beratung durch lokal kundige Makler verknüpft.
Diese Fusionsbewegung scheint eine sehr fruchtbare zu sein, da auf diese Weise nicht nur maximale Reichweiten hinsichtlich der Erreichung bestimmter Käuferschichten erzielt werden können, sondern vor allem eben auch die Erfolgsaussichten angesichts der angespannten Marktlage für Suchende deutlich steigen. Und schließlich bedeutet es für die involvierten Immobilienmakler eine Ausweitung ihres Tätigkeitsfeldes in den wachsenden IT-Bereich hinein und somit letztlich auch eine Ausweitung ihrer Karrierechancen.
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