Bis zu zehn zusätzliche Urlaubstage im Jahr stehen Angestellten für die berufliche Weiterbildung zu. Simone Stargardt erklärt, unter welchen Voraussetzungen du bei vollem Gehalt Bildungsurlaub in Anspruch nehmen kannst…
Wer angestellt ist und über eine nebenberufliche Weiterbildung nachdenkt, sollte prüfen, ob er dafür bei seinem Arbeitgeber Bildungsurlaub beantragen kann. Die fünf bis zehn zusätzlichen Urlaubstage im Jahr können für den ein oder anderen der entscheidende Grund sein, sich (endlich) für den nächsten Karriereschritt zu entscheiden.
14 von 16 Bundesländern gewähren Bildungsurlaub
Während Arbeitgeber in Thüringen oder Baden-Württemberg erst seit ein paar Jahren zusätzliche Urlaubstage zur Weiterbildung gewähren, gibt es in Hessen oder Rheinlandpfalz bereits seit mehr als 20 Jahren eine Regelung für Bildungsurlaub. Arbeitnehmer in Bremen, Niedersachsen und Hamburg profitieren davon bereits seit den 70er-Jahren. In einigen Bundesländern wird Bildungsurlaub auch „Bildungsfreistellung“ oder „Bildungszeit“ genannt. Leer gehen leider noch Beschäftigte in Bayern und Sachsen aus. Trotzdem können Angestellte auch dort ihren Arbeitgeber darauf ansprechen, ob vielleicht eine individuelle Lösung möglich ist.
In den restlichen 14 Bundesländern können Arbeitnehmer fünf Tage Bildungsurlaub pro Jahr nehmen oder alle zwei Jahre zehn Tage. Laut Umfragen machen bislang nur etwa zwei Prozent der Beschäftigten davon Gebrauch. Ein Grund dafür könnte sein, dass nicht jeder Arbeitgeber begeistert ist, wenn Mitarbeiter Bildungsurlaub beantragen. Umso wichtiger ist es, sich vorab mit Kollegen und Vorgesetzten abzusprechen und bei Nachfragen gut begründen zu können, wie das neu gelernte Wissen zukünftig im Arbeitsalltag helfen und vielleicht sogar mit anderen geteilt werden kann.
Sämtliche Weiterbildungs-Inhalte sind erlaubt
Vom Excel-Kompaktkurs bis zum Autogenen Training, ob Präsenzkurs oder Online-Seminar – Bildungsurlaub kann für verschiedene Maßnahmen beantragt werden. Das neu Erlernte braucht nicht direkt mit dem aktuellen Beruf zu tun haben. Es ist auch nicht vorgeschrieben, dass die Kurse am Wohn- oder Arbeitsort stattfinden. Einzige Bedingung: Die Weiterbildung muss im Arbeits-Bundesland entsprechend zertifiziert sein – worauf die meisten Anbieter in ihren Ausschreibungen jedoch hinweisen.
„Antrag, gewusst wie“
Vor dem Beantragen von Bildungsurlaub sollten Interessierte genau prüfen, was für Regelungen in dem Bundesland gelten, in dem sie beschäftigt sind. So ist es beispielsweise in Hessen oder Hamburg auf Antrag möglich, fünf in einem Jahr nicht in Anspruch genommene Tage aufs nächste Jahr übertragen zu lassen. In Baden-Württemberg oder Mecklenburg-Vorpommern gibt es diese Möglichkeit nicht. Hier verfällt der Anspruch auf fünf bezahlte Urlaubstage zur Weiterbildung pro Jahr, wenn die Tage nicht im Laufe eines Kalenderjahres beantragt werden.
Bildungsurlaub nutzen für (längere) nebenberufliche Weiterbildung
Viele Beschäftige berücksichtigen nicht, dass sie die fünf Tage Bildungsurlaub eines Jahres auch für Weiterbildungen nutzen können, die über einen längeren Zeitraum gehen. So gibt es zum Beispiel Weiterbildungs-Akademien, in denen sich Berufstätige im Blockunterricht auf IHK-Prüfungen vorbereiten können. Selbst wenn die Maßnahme insgesamt mehrere Wochen dauert, kann für eine der Unterrichtswochen fünf Tage Bildungsurlaub beantragt werden.
Einige private Anbieter haben ihr Kursprogramm ganz gezielt auf Bildungsurlaub ausgerichtet: In einem über eineinhalb Jahre gehenden Weiterbildungskurs zum IHK-Betriebs- oder Fachwirt findet dann zum Beispiel der Unterricht zu einem großen Teil am (arbeitsfreien) Wochenende statt. Zusätzlich gibt es zwei Blockunterrichtswochen, die auf zwei Kalenderjahre aufgeteilt sind.
Für den Blockunterricht können Angestellte dann jeweils fünf Tage Bildungsurlaub in Anspruch nehmen, was das Lernen oft wesentlich erleichtert. Dagegen ist es nicht möglich, Bildungsurlaub für Prüfungstage zu beantragen. Denn Voraussetzung ist, dass es sich bei der Maßnahme um Wissensvermittlung handelt – nicht um Wissensabfrage. Sinnvolle Suchbegriffe vorausgesetzt, eignen sich Internetsuchmaschinen als Kursfinder. Dafür am besten das Wort „Bildungsurlaub“ eingeben, den bevorzugten Kursort und das Thema der gewünschten Weiterbildung.
Artikelbild: Beatriz Pérez Moya/ Unsplash