Eine neue Untersuchung des Jobportals Indeed zeigt, dass sich der Personalmangel in der Pflege immer weiter zuspitzt. Immer mehr Mitarbeiter entschließen sich dazu, aus der Branche auszusteigen…
Dies bekommen besonders die Städte in Deutschland zu spüren. Die Situation ist nicht neu und bereits unter dem Namen „Pflexit“ bekannt. Mittlerweile werden im ganzen Land rund 40.000 Stellen pro Monat ausgeschrieben, 25 Prozent davon bleiben zumindest zwei Monate lang unbesetzt.
Diese Entwicklung kommt nicht überraschend. Schließlich gilt Pflege zwar alsa schöner Beruf, jedoch mit einem schlechten Image. Die Schicht- und Wochenendarbeit, zahlreiche Anforderungen und eine vergleichsweise niedrige Bezahlung gelten bei vielen Bewerbern nicht als attraktiv.
Enorme Anforderungen
Diese werden in der Pflege jedoch dringend benötigt, schließlich sind die Anforderungen an den Beruf hoch. Doch immer weniger Beschäftigte möchten sich dieser Herausforderung stellen. Denn dieser Beruf erfordert jede Menge körperliche und geistige Fitness. Schließlich erfordert ein Umstieg in den Pflegeberuf Einfühlungsvermögen, psychologische Grundkenntnisse, Aufmerksamkeit und Konzentration.
Wer heute im Beruf erfolgreich sein möchte, sollte zunächst die richtige Einstellung mitbringen. Durchhaltevermögen, Arbeitseinsatz und eine hohe Frustrationstoleranz sind Eigenschaften, die in der Pflege gefragt sind. Wer Misserfolge akzeptiert und sich nicht entmutigen lässt, hat gute Chance auf Erfolg, das zeigt eine aktuelle Umfrage.
Doch daneben sind in der Pflege auch körperliche Kraft und Konzentration gefragt. Um letztere zu steigern, gibt es eine Reihe verschiedener Möglichkeiten zur Vorbereitung, die man sich beispielsweise von Pokerprofis abschauen kann. So ist eine gute Nachtruhe nicht nur wichtig, um gute Bestleistungen zu erbringen, sondern sie sorgt auch gleichzeitig für Ausgeglichenheit und ein ruhiges Gemüt. Des Weiteren ist Sport wichtig, denn er sorgt für den körperlichen Ausgleich.
Die Situation verschärft sich
Das schreckt offenbar viele Bewerber ab, die Situation verschärft sich weiter. So sucht allein die Bundeshauptstadt Berlin fast 2.400 neue Pflegekräfte, und das jeden Monat neu. Mit diesem Bedarf liegt Berlin an der Spitze jener Städte in Deutschland, in denen die Nachfrage enorm gestiegen ist. Dahinter befinden sich mit Hamburg und München zwei weitere Metropolen. Bei der Analyse der Zahlen fällt auf, dass der Bedarf an Pflegekräften in den letzten zwei Jahren massiv angestiegen ist.
Landesweit machte die Anzahl der neu verfügbaren Pflegejob mit 44 Prozent einen gewaltigen Sprung nach oben. Doch einige Städte in Deutschland übertreffen diese Zahlen noch bei weitem. So stieg beispielsweise in Gelsenkirchen die Zahl der neu ausgeschriebenen Pflegestellen um 240 Prozent an. Diese Entwicklung ist bemerkenswert, denn Gelsenkirchen hat gleichzeitig die höchste Arbeitslosenquote im ganzen Land.
Diese Diskrepanz weist klar darauf hin, dass immer weniger Menschen in der Pflege arbeiten möchten. Ähnlich dramatisch ist die Situation in den Städten Bielefeld, Saarbrücken, Darmstadt, Schwerin und Münster. Dort stieg die Zahl der neuen ausgeschriebenen Stellen überproportional im Vergleich zu Restdeutschland an. Grundsätzlich werden in 39 von insgesamt 40 untersuchten deutschen Städten händeringend qualifizierte Pflegekräfte gesucht. Mit Dresden schert lediglich eine einzige Metropole aus. Hier verzeichnete man einen leichten Rückgang um ein Prozent.
“enorme Nachfrage”
Die enorme Nachfrage zeigt sich auch im Anteil an den gesamten ausgeschriebenen Stellen. In Schwerin kann man mittlerweile rund zehn Prozent der Pflegebranche zuordnen. Damit übernimmt die Stadt die Führungsposition in Deutschland.
Zahlreiche Stellen bleiben unbesetzt
Doch weil Angebot und Nachfrage nicht mehr in einem sinnvollen Verhältnis zueinander stehen, bleiben zahlreiche neue Stellen längere Zeit unbesetzt. Die Zahlen zeigten, dass der Jobmarkt für die Pflege in Deutschland geradezu explodiert ist. Ein Rückgang dieser Nachfrage ist weiterhin nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil, aufgrund jener zahlreichen Mitarbeiter, die in den nächsten Jahren ihre Rente antreten werden, gehen Experten davon aus, dass sich die Situation längere Zeit nicht entspannen wird. Wer in der Pflege seine berufliche Zukunft sieht, kann sich derzeit seinen Arbeitsplatz tatsächlich aussuchen.
Das Image der Pflegeberufe hat sich zuletzt gewandelt. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die Pflege durchaus systemrelevant ist und die Beschäftigten der Branche in Ausnahmesituationen Übermenschliches leisten. Die Zukunft wird zeigen, ob die Branche nun bereit ist, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und leistungsgerechter zu entlohnen.
Die Überalterung der Gesellschaft in Deutschland wird weiterhin große Auswirkungen auf diesen Arbeitsmarkt haben. Dazu benötigt es motiviertes und gut ausgebildetes Personal. Man kann daher davon ausgehen, dass der Pflegenotstand Deutschland noch länger beschäftigen wird.
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