Täglich verändert sich das Arbeitsumfeld und neue Kompetenzen sind gefragt. Wer dranbleiben will, setzt auf digitales Lernen. Doch die Gefahr ist groß, Videos und Tutorials an sich vorbeiziehen zu lassen, ohne wirklich etwas mitzunehmen. Damit E-Learning nicht zum Zeitkiller wird, sollten Sie diese Fehler vermeiden…
Fehler Nummer 1: Sich auf den PC als Lernort festlegen
Die Lernumgebung spiele keine Rolle, sagt Sven Becker, Vorstand bei IMC, einem führenden Anbieter für digitale Weiterbildung. Digitales Lernen sei heute nicht mehr nur auf einen Bildschirm festgelegt. Mit VR-Brille, Smartphone & Co rückt die Wissensvermittlung näher an die Praxis und in den Alltag.
„Am besten lernt es sich dort, wo wir das Wissen benötigen“, bestätigt Julian Kappich, Instructional Lead Designer bei IMC. So sollten Mitarbeiter eher zur Datenbrille greifen, als stur am Bildschirm zu kleben. Der Autohandel macht es vor: Verkäufer können hier die Extras eines Wagens in der virtuellen Realität anzeigen lassen, ohne den Wagen mit entsprechender Ausstattung im Showroom vorhalten zu müssen.
Fehler Nummer 2: Bloß konsumieren
Wer passiv bleibt, behält nichts. Das bestätigt jede zweite Lernstudie. „Besser interaktive Lerntechniken nutzen“, empfiehlt der Experte für digitale Didaktik, Kappich. Zusammenfassungen, Tests, interaktive Trainings gehören also dazu, wenn Neues im Oberstübchen haften bleiben soll.
Bloß Videoschauen reicht nicht. „Idealerweise findet Lernen bedarfsorientiert direkt am Arbeitsplatz statt“, ergänzt Becker. Diese Symbiose sei die sicherste Methode, etwas zu behalten. Der Nutzer sollte sich also selbst betätigen und Verkaufstipps, Verhandlungsstrategien und Rhetorik-Tipps möglichst praxisnah aufnehmen. Idealerweise mit spielerischen Elementen, die zur Aktion auffordern. Dann prägt sich Wissen eher ein.
Fehler Nummer 3: Auf Vorrat Lernen
Weil unsere Arbeitsumfelder sich ständig verändern, müssen wir auch unsere Kompetenzen weiterentwickeln. Wochenlanges Vorratslernen ist da nicht mehr zeitgemäß. „Statt ein Thema von A bis Z in der Theorie abzuarbeiten, sollten sich Angestellte mit einem akut auftretenden Problem auseinandersetzen und Informationen in der Praxis nachschlagen“, erklärt Kappich. Dann ist der direkte Nutzen für den Verkaufserfolg gegeben und die Erinnerung ist noch frisch.
Fehler Nummer 4: Technische Möglichkeiten nicht nutzen
Wer sich beim iPad auf das Display beschränkt, die Kamera und Sensoren beim Lernen aber nicht nutzt, verpasst den Mehrwert. Es gilt moderne Lernangebote zu finden, die auf den Inhalt zugeschnitten sind. Weil heute auch Produktionsmaschinen zu uns „sprechen“, sollten Informationen, die uns diese Schnittstellen liefern, mit zur Weiterbildung genutzt werden.
„Produktionsumgebungen können ihre Bediener heute an die Hand nehmen und sie Schritt für Schritt durch Arbeitsprozesse führen. Nutzen Sie das“, fordert Becker. In seiner Kampagne „Mehr Power im Vertrieb“ richtet er sich beispielsweise gezielt an den Vertrieb als Zielgruppe und hat eine Checkliste für erfolgreiche Vertriebstrainings zusammengestellt.
Fehler Nummer 5: Zu viel auf einmal
„Lieber jeden Tag eine halbe Stunde, als einen ganzen Tag am Stück“, rät Julian Kappich. So hat es das Gehirn am liebsten. In Häppchen zu lernen, ist heute mit den meisten Anwendungen möglich. „Microlearning“ nennen es die Experten, wenn man sie von überall und in unter zehn Minuten absolvieren kann. Ideal für den Außendienst: Fünf Minuten auf dem Parkplatz, eine halbe Stunde abends im Hotelzimmer und die Lektion ist gelernt.
Doch Achtung beim mobilen Lernen: Mit dem Smartphone in der Hand lässt man sich auch schnell ablenken. Also besser in den Flugmodus schalten und sich einen kurzen Zeitraum nur der einen Sache widmen.
Fehler Nummer 6: Sich auf die Digitalisierung verlassen
„Ein schlechtes Fachbuch als E-Book bleibt ein schlechtes Fachbuch“, weiß IMC-Vorstand Becker. IT sollte Mittel zum Zweck sein und die grauen Zellen auf eine Art und Weise ansprechen, die ihnen hilft, Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Deshalb sind Methoden der Visualisierung, zum Beispiel AR (Augmented Reality) und VR (Virtual Reality), zu bevorzugen: Lernende tauchen in eine Situation derart ein, dass alle Sinne und Emotionen angesprochen werden. So verankert sich Neues am besten.
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