Schlag um Schlag und fertig! Es gibt diese Momente, da wünschen wir uns vor allem eines: mehr Schlagfertigkeit. Konfrontationen lassen sich leider nicht immer verhindern. Gero Teufert verrät, an welchen Schrauben ihr noch drehen könnt…
Neben dem Training der Schlagfertigkeit lässt sich noch an einer anderen Schraube drehen, um das eigene Stress empfinden gerade in solchen Situationen zu verbessern.
Es ist Ihr eigenes Bewertungssystem, welches die Wahrnehmung einer Situation und die dadurch empfundenen Gefühle regelt. Und Sie können Ihre Einstellung zu der Situation verändern und damit auch die Bewertung, die Sie ihr geben.
Die folgenden Tipps geben Ihnen kurze Hilfestellungen, wie Sie Ihre eigene Einstellung und das eigene Denken so verändern, dass Sie Äußerungen von anderen als wesentlich weniger negativ wahrnehmen. Sie helfen Ihnen, weniger Stress zu empfinden und – statt konfrontativ zu handeln – besonnener und verständnisvoller zu werden.
Sie kommen auf diese Weise viel leichter zu einer sachlichen Auseinandersetzung und vermeiden den Schlagabtausch. So wird es gar nicht mehr so oft notwendig sein, Schlagfertigkeit einzusetzen.
Lassen Sie einem anderen seine Meinung
Sie müssen sich nicht immer durchsetzen. Leben Sie mit der Einstellung »Nicht jeder muss meiner Meinung sein«. Sie werden das ohnehin nicht erreichen. Hören Sie auf, darum zu kämpfen, recht zu haben. Leben Sie mit der Einstellung: »Wir bleiben Freunde, auch wenn ich anderer Ansicht bin.«
Seien Sie im Hier und Jetzt
Oft sind wir in Gedanken dabei, über unsere Vergangenheit zu reflektieren oder uns Sorgen über die Zukunft zu machen. Je mehr Sie in Gedanken mit einem anderen Zeitpunkt beschäftigt sind, desto schwerer wird es, im Hier und Jetzt schlagfertig zureagieren. Ändern Sie Ihre Einstellung.
Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern, Sie können nur Ihre Sichtweise korrigieren und möglichst viel aus Ihren Erfahrungen lernen. Die Zukunft kommt ohnehin meistens anders als geplant. Seien Sie mit vollem Herzen im Hier und Jetzt.
Zügeln Sie Ihre Erwartungen an andere
Wahrscheinlich denken Sie jetzt: »Ich habe doch keine Erwartungen an andere.« Tatsächlich sind wir alle geprägt durch unsere Familie und unsere sozialen Kontakte. Diese Prägung bestimmt unser Denken und verursacht, dass wir von Menschen in unserer Umgebung ein bestimmtes Verhalten erwarten. Das gilt insbesondere für unseren Lebenspartner.
“Expectation Management: Alles eine Sache der Erwartungshaltung”
Die größten Enttäuschungen im Leben entstehen dadurch, dass wir Erwartungen haben, die nicht erfüllt werden.
Kein Mensch kann Ihre Gedanken lesen und niemand hat die Verpflichtung, sich so zu verhalten, wie Sie es erwarten. Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal sagen: »Das ist ja wohl selbstverständlich.«
Verstehen Sie Angriffe als Botschaft
In jedem Einwand, Vorwurf oder Angriff steckt immer eine Botschaft an Sie. Sie können frei entscheiden, was Sie damit anfangen wollen.
Begreifen Sie
✔ Einwände als Interesse,
✔ Angriffe als ein Problem oder Angst des Angreifers,
✔ Frotzeleien als Beziehungsbotschaft.
✔ Mit dieser Einstellung befreien Sie sich von dem Zwang, unbedingt schlagfertig reagieren zu müssen.
Hören Sie auf, zu bewerten
Niemand lässt sich gern abstempeln. Wenn Sie jemandem sagen »Sie sind/Du bist …«, ist das eine Bewertung. Sprechen Sie besser von Ihren Gefühlen und Wünschen: »Ich fühle mich …/ich wünsche mir …«
Wenn etwas schiefgeht, dann suchen Sie keinen Schuldigen, sondern kümmern Sie sich um die Lösung des Problems. Sie werden sich weit weniger in konfrontativen Gesprächen wiederfinden, wenn Sie das beachten.
Prüfen Sie Ihre Einstellung zum Dienen und Verdienen
Verdienen hat etwas mit dienen zu tun. Wenn Sie Geld verdienen wollen, müssen Sie ein Produkt erstellen oder eine Leistung erbringen, die jemandem dienlich ist. Das heißt allerdings nicht, dass Sie sich allen Rahmenbedingungen bedingungslos unterwerfen müssen. Wenn Sie in Ihrem Job dauerhaft gedemütigt werden, wehren Sie sich oder wechseln Sie den Arbeitgeber.
Seien Sie ehrlich
Stehen Sie zu sich. Wenn Sie hinter etwas stehen, dann sagen Sie voll und ganz »Ja!« dazu. Trauen Sie sich aber auch, ehrlich »Nein« zu sagen, wenn andere Menschen Sie zu Dingen bringen möchten, die Sie im Grunde Ihres Herzens nicht wollen. Geben Sie ein ehrliches »Nein« ohne vorgeschobene Ausreden, auch wenn es Ihrem Gesprächspartner mal nicht gefällt. Seien Sie ehrlich. Sie müssen nicht allen gefallen.
Ärgern Sie sich immer weniger
Ärgern schwächt Ihr Immunsystem und schadet Ihrer Gesundheit. Wenn Sie sich über etwas ärgern, setzen Sie sich selbst ein inneres Stoppschild und denken Sie kurz über Ihren Ärger nach. Stellen Sie sich die Frage: »Was wollen mir meine Gefühle sagen? « Machen Sie sich dabei klar, dass nicht ein anderer oder die widrigen Umstände den Ärger auslösen, sondern Ihre eigene Bewertung.
Schlagfertigkeit in der Partnerschaft
Die Techniken helfen Ihnen auch in der Kommunikation mit Ihrem Lebenspartner. Meine Freundin sagte nach dem Durchlesen des Manuskripts zu diesem Buch: »Jetzt durchschaue ich alle Deine Tricks.« Vielleicht fragen Sie sich jetzt: »Was hat Schlagfertigkeit mit der Partnerschaft zu tun?« Sie haben recht, in der Partnerschaft geht es um ein harmonisches Zusammenleben und um das Erreichen gemeinsamer Ziele.
Sie werden allerdings merken, dass Ihnen viele Techniken aus diesem Buch, wie zum Beispiel die Komplimenttechnik, die Lösungstechnik oder der Zielkurs auch in der Partnerschaft helfen, schneller aus Konflikten herauszukommen. Wenn es Ihnen hilft, festgefahrene oder emotional hochgeschaukelte Diskussionen zu Lösungen zu führen, ist das doch ideal. Am besten kaufen Sie ein zweites Buch für Ihren Partner. Jeder hat das Recht sich so zu verhalten, wie er es gerade tut, auch wenn Ihnen das nicht gefällt.
Wut, eine starke Emotion nutzen
Sie haben natürlich die Möglichkeit, dem anderen zu sagen, dass Sie mit seinem Benehmen nicht einverstanden sind. Mit etwas Reflexion können Sie aber oft feststellen, dass der Auslöser für Ihre Wut eine Eigenschaft ist, die Sie selbst gern hätten, eine Schwäche, die Sie Ihrer Meinung nach selbst überwunden haben, oder etwas, unter dem Sie früher sehr gelitten haben. In allen Fällen gibt Ihnen die Suche nach der Botschaft die Möglichkeit zu neuer Selbsterkenntnis.
Verabschieden Sie sich von absoluter Perfektion
Setzen Sie alles daran, die Dinge, die Sie tun, so gut wie möglich zu erfüllen. Perfekt werden Sie nie sein. Lösen Sie sich daher von dem Gedanken, perfekt sein zu müssen. Stellen Sie
keine absoluten Ansprüche an sich selbst und andere. Mal angenommen, Sie zählten nach und fänden in diesem Kapitel nicht genau zehn Tipps, wäre das wirklich so schlimm?
So finden Sie heraus, worum es wirklich geht
Menschen greifen andere an, wenn sie selbst ein Problem haben. Zum Beispiel, wenn sie kritisiert werden, sie ihren Standpunkt unbedingt durchsetzen wollen oder sich verletzt fühlen. So oder so – der Angreifer befindet sich also selbst in einer Notsituation.
In diesen Fällen greift Ihr Gegenüber zu unfairen Aussagen, Pauschalisierungen oder unsachlichen Vorwürfen. Gerade im Zwiegespräch und in Diskussionen lohnt es sich daher, dem Gesprächspartner verständnisvoll zu begegnen und schnell wieder auf die Sachebene der
Auseinandersetzung zu kommen. Folgende Formulierungen helfen Ihnen dabei, sachbezogen und emotionslos auf den Grund für den Angriff zu kommen:
✔ »Herr Schneider, ich möchte gern mit Ihnen darüber reden, aber lassen Sie es uns bitte sachlich tun.«
✔ »An Ihrer Reaktion merke ich, dass Sie mit meiner Lösung nicht einverstanden sind, was schlagen Sie vor?«
✔ »Ich merke, es gibt einen Punkt, der Ihnen nicht gefällt. Welcher genau ist es?«
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