Low-Performer gibt es wirklich überall. Unternehmen müssen sich also keine Vorwürfe machen, wenn sich einige faule Eier ins Team eingeschlichen haben. Im Interview verrät das Beraterpaar Stargardt, wie ihr Überflieger erkennt und in Zukunft die richtigen Mitarbeiter anzieht…
Karriere-Einsichten: Idioten sind in Ihren Augen ein flächendeckendes Phänomen – eine straighte Meinung. Wie kommen Sie dazu?
Jochen Stargardt: Wir sprechen da aus langjähriger Erfahrung. Als Akademieleiter für berufsbegleitende Weiterbildungen und als eigenständige Unternehmensberater haben wir schon die ein oder andere ärgerliche Situation erlebt.
Simone Stargardt: Jedoch sollten wir gleich zu Beginn klarstellen, dass wir mit dem Begriff „Idioten“ keinesfalls Menschen unterhalb eines bestimmten Intelligenzquotienten meinen. Das ist sicherlich nicht unsere Absicht. Nein, wir sprechen von ganz bestimmten Menschen im Unternehmen: die Low-Performer, die Schlecht- und Durchschnittsleister.
Jochen Stargardt: Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie viele solcher „faulen Eier“ sich zum Beispiel in der Anonymität von Großkonzernen verstecken können und sich auf diese Art und Weise ein ruhiges und entspanntes Leben machen. Das finden wir außerordentlich schade, denn schließlich geht dieses Verhalten auf Kosten der Kollegen. In unseren Unternehmen legen wir deshalb großen Wert darauf, dem Ausnutzen von Kollegen und fehlender Fairness vorzubeugen.
“Low-Performer, die Schlecht- und Durchschnittsleister”
Karriere-Einsichten: Das kann ich mir vorstellen. Glauben Sie denn, dass Branchen wie die Weiterbildung stärker betroffen sind als andere?
Simone Stargardt: Natürlich würde ich euch nun gerne antworten, dass lediglich Branche X oder Y betroffen ist. Doch leider bleibt das eine Utopie. Schlecht- bzw. Durchschnittsleister sind in unserer heutigen Gesellschaft ein flächendeckendes Phänomen – egal, ob unter Lehrern, Polizisten oder Politikern. Überall gibt es diese Low-Performer, das ist ganz natürlich. Und dafür braucht ihr morgens nicht einmal bis ins Büro fahren.
Jochen Stargardt: Das stimmt. Gerade im Business kann die ganze Thematik nochmal eine ganz andere Dynamik entwickeln. Schließlich muss ja irgendjemand die besagte Durchschnittsleistung auffangen – und das sind eben meist die Kollegen, die sich eh schon reinhängen und etwas bewegen möchten. Ein kollegiales Miteinander sieht in unseren Augen eindeutig anders aus.
Wenn dann ein Unternehmer immer wieder an solche Mitläufer gerät, können wir den Frust darüber voll und ganz verstehen. Wichtig ist, sich davon nicht täuschen zu lassen. Die guten Leute sind auch da draußen! Oder vielleicht sogar schon in euren eigenen Reihen.
Karriere-Einsichten: Doch wie soll eine Führungskraft jetzt damit umgehen, wenn sie einen Low-Performer in ihren Reihen hat?
Jochen Stargardt: Das ist natürlich immer kontextbezogen, aber ihr solltet eine Tatsache grundsätzlich berücksichtigen: Neben der Vielzahl an „normalen“ – also guten, fleißigen Mitarbeitern – wird es immer die Menschen geben, die eben genau aus dieser Masse herausstechen: die High- und Under-Perfomer, die absoluten Sympathieträger und die Miesepeter.
Simone Stargardt: Genau diese Differenzierung zwischen Überflieger und Idiot ist elementar, sie macht eine gute Führungskraft aus. Ein uns bekannter Unternehmer hatte genau dasselbe Problem: Ein Low-Performer hatte es sich in seinem Team so richtig gemütlich gemacht. Die Folge: Besagter Unternehmer hat sich selbst dabei erwischt, alle Mitarbeiter über einen Kamm zu scheren.
Plötzlich wurde aus einem faulen Mitarbeiter gefühlt ein ganzes Team aus Durchschnittleistern. Das ist natürlich nicht nur falsch, sondern auch unfair und schafft letztendlich auch eine schlechte Stimmung im Unternehmen. Für echten Erfolg in unseren Augen absolut kontraproduktiv.
Karriere-Einsichten: Können Sie uns noch einen Tipp geben, wie Sie als Führungskräfte die raren Überflieger erkennen?
Simone Stargardt: Absolut. Vorab sei gesagt: Mit klassischen Überfliegern meinen wir nicht zwingend die blutjungen G8-Abiturienten, die sofort danach auf die Hochschule gewechselt sind und auch diese in Rekordzeit absolviert haben. Wir sind nämlich der Meinung, dass Menschen Zeit zur Reifung brauchen, um sich charakterlich entfalten und persönlich entwickeln zu können.
Jochen Stargardt: Genau. Natürlich ist das Alter kein Ausschlusskriterium für uns, denn auch junge Menschen können schon einige Erfahrung gesammelt haben.
Deshalb liegt unser Augenmerk auf der Individualität des einzelnen Bewerbers statt auf dem perfekten Lebenslauf.
Simone Stargardt: Unsere Regel lautet: Wir schauen nicht stur nur auf Noten, Abschlüsse und Qualifikationen, sondern nehmen vor allem die Persönlichkeit der Bewerber unter die Lupe.
So könnt ihr euch bald, so wie wir, über die Überflieger in den eigenen Reihen freuen und das Problem mit den Idioten ist dann Vergangenheit.
Über die Interview-Partner: Simone und Jochen Stargardt favorisieren eine “moderne, radikal selbstbestimmte Lebensweise” – im gemeinsamen Arbeits- und Privatleben. Die Devise des Unternehmerehepaares: Arbeit ist Leben und Leben ist Arbeit. Denn mit der Qualität der Arbeit steigt auch die Lebensqualität…
Artikelbild: Matej Kastelic/ Shutterstock
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