Soft Skills können Fachkenntnisse ersetzen. Wenn es um den Traumjob geht, sind fehlendes Fachwissen und Lücken im Lebenslauf kein Grund, sich nicht zu bewerben. Personalexpertin Simone Stargardt weiß: Auch mit Soft Skills können Bewerber punkten…
Für die ausgeschriebene Stelle an einer privaten Weiterbildungsakademie bringt Karina kaum Berufserfahrung und nur wenig Fachkenntnisse mit. Trotzdem will die 42-Jährige unbedingt bei dem Bildungsinstitut als Dozentin arbeiten.
In ihrem Anschreiben geht die studierte Religionswissenschaftlerin vor allem auf die Unternehmenswerte und ihre dazu passenden, persönlichen Eigenschaften ein. Im darauffolgenden Gespräch überzeugt sie mit ihrer Souveränität. Heute gehört Karina zu den beliebtesten Dozenten an der Akademie.
“Nicht abschrecken lassen von Anforderungskatalog”
Wie Karina, sollten sich Jobsuchende nicht von Anforderungen abschrecken lassen, die sie nicht komplett erfüllen. Die wenigsten Chefs gehen davon aus, Kandidaten zu finden, die zu 100 Prozent dem Stellenprofil entsprechen. Viele wünschen sich vielmehr jemanden, der zu den Werten des Unternehmens passt.
Kann ein Bewerber glaubhaft darstellen, dass er sich mit dem Wunsch-Arbeitgeber identifiziert, zählt das vor allem in kleineren und mittelständischen Firmen oft mehr, als ein anscheinend perfekter Lebenslauf und gute Zeugnisse.
Soft Skills betonen
Vor allem in Berufen mit Personalverantwortung oder mit viel Kundenkontakt spielen Soft Skills, wie Konfliktfähigkeit oder Empathie, eine große Rolle. Geringe Fremdsprachenkenntnisse lassen sich ausbauen, notwendiges Wissen für Tabellenkalkulationen erlernen.
“Excel ist lernbar, Einfühlungvermögen kaum”
Fehlende Sozialkompetenz dagegen lässt sich schwer antrainieren. Wer beschreibt, wie sein Einfühlungsvermögen zu einem Projekterfolg führte punktet oft mehr als mit einem guten Uniabschluss. Genauso ist eine erfolgreiche, nebenberufliche Weiterbildung ein schönes Beispiel für Selbstdisziplin.
Schwächen offen zugeben
Zu seinen Schwächen stehen, ehrlich bleiben und authentisch auftreten bringt in einem Vorstellungsgespräch oft mehr, als fehlende Qualifikationen schönzureden. Besser zugeben, dass die Französischkenntnisse etwas eingerostet sind und das Excel-Können ausbaufähig ist. Ebenso sollten Bewerber Lücken im Lebenslauf offen ansprechen, statt sie zu vertuschen.
Etwa die mehrmonatige Arbeitslosigkeit nach einem Umzug, der notwendig war, weil der Partner in der neuen Stadt ein gutes Jobangebot angenommen hat. Oder das halbe Jahr Auszeit, weil der Wunsch zu reisen so groß war. Dagegen gehören Floskeln wie „Zeit für Neuorientierung“ weder in einen Lebenslauf, noch in ein Vorstellungsgespräch.
Mit Eigeninitiative punkten
Personalverantwortliche mögen Eigeninitiative, das zeigt die TNS Infratest-Studie „Weiterbildungstrends in Deutschland 2017″. Eine selbst finanzierte Fortbildung oder das freiwillige soziale Jahr sollten Bewerber also herausstellen.
Noch besser: Aktiv vorschlagen, sich für eine bestimmte Stelle bis zum Arbeitsbeginn noch zusätzliches Wissen anzueignen. Oder beim Wunscharbeitgeber einen Tag bis eine Woche zur Probe arbeiten. Danach wissen Bewerber meist auch, ob es wirklich der Traumjob ist.
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