Eine schöne Stimme ist schön! Menschen mit einer angenehmen Stimme hören wir lieber und deutlich länger zu. Es geht weniger darum, WAS du sagst. Viel mehr entscheidet es sich daran, WIE du es sagst. Wir haben mit Wladislaw Jachtchenko gesprochen, einem Rhetorik-Trainer. Hier verrät er uns die wichtigsten Tipps…
So sieht’s aus! Der Eine hat zu viele „Ähms“, der Andere spricht zu monoton. In diesem Artikel geht es um die 5 häufigsten Stimm-Fehler. Wladislaw Jachtchenko verrät dir auch, wie du an diesen Fehlern arbeiten kannst.
1. Hohes Sprechtempo
Gerade wenn Menschen nervös werden, sprechen Viele viel zu schnell. Das Problem: Die Zuhörer müssen sich viel mehr anstrengen, den Inhalt zu verstehen – und einzelne Punkte nicht zu verpassen. An sich schafft das jeder mit etwas mehr Konzentration. Doch wie ist das Publikum im Allgemeinen?
Die Zuhörer sind meist etwas müde, etwas gelangweilt und etwas desinteressiert. Vom durchschnittlichen Publikum kann man die Extra-Konzentration daher kaum verlangen. Und der gewöhnliche Zuhörer schaltet für gewöhnlich auf „Durchzug“.
Lösungsvorschlag: Sich bei einer Präsentation (unauffällig) mit dem Smartphone aufnehmen (nur Audio reicht) – und diese Aufnahme einem Freund zeigen und fragen: Spreche ich zu schnell? Und beim nächsten Mal mehr darauf achten. Je mehr Bewusstsein man für das Problem bekommt, desto wahrscheinlicher wird man es beheben können.
2. Viele Ähms
Jeder kennt sie – die „Ähms“. Einige Menschen machen in 60 Sekunden 20 Ähms. Doch auch wenn man seltener diesen Verlegenheitslaut von sich gibt: Ein Profi macht keine Ähms. Sie stören einfach. Was also tun? Wie bekommt man sie weg?
Lösungsvorschlag: Auch hier ist das Problembewusstsein entscheidend. Daher, wie bereits beim Stimm-Fehler #1 beschrieben, seine Stimme auf Smartphone aufnehmen – und einfach mal zählen. Tatsächlich sind 2-3 Ähms in 5 Minuten im Alltag kein Problem. Doch wer mehr zählt, sollte sie langsam ausmerzen…
“Stimmmelodie ist trainierbar”
3. Wenig Sprachmelodie
Gerade Männer haben das Problem, monoton zu sprechen. Also fast nur auf einem Ton. Das ist bei 2-3 Sätzen kein Problem. Doch bereits nach einer Minute ermüdet das Ohr, wenn man jemandem zuhört, der wenig bis gar keine Stimmmelodie hat. Der beste Weg, sich Stimmmelodie anzutrainieren, ist es, singen zu üben. Auch wenn man keine gute Stimme dafür hat. Doch ich weiß, dass niemand diesem Tipp befolgen wird. Daher hier eine Alternative.
Lösungsvorschlag: Auch wenn man monoton spricht, kann man einzelne Wörter (wichtige Wörter im Satz bzw. Vortrag) einfach viel mehr betonen – indem man das Wort zum Beispiel lauter ausspricht als andere Wörter. Allein durch diese leicht erhobene Lautstärke rutscht bei den meisten ein höherer Ton heraus – und das ist schon eine willkommene Abwechslung.
Doch Vorsicht: Betone nicht zu viel und alles – das ist auch sehr anstrengend für die Zuhörer. Als Richtschnur könnte man sagen, dass ein wichtiges Wort alle 2-3 Sätze zu betonen ist. Das ist zwar nicht die Master-Lösung (diese wäre tatsächlich eine Ausweitung des Melodie-Gefühls durch das Singen), wird aber Viele bereits weniger monoton erscheinen lassen. Und das wäre doch schon mal was!
4. Wenige Pausen
Die meisten Menschen haben Angst vor Pausen beim Sprechen. Warum? Ist doch klar: Die Anderen könnten was dazwischenfragen oder etwas reinrufen. Die landläufige Lösung: Gar keine Pausen machen – und so den Anderen erst gar nicht die Chance zum Dazwischenfragen geben.
Doch leider wirkt ein Redner ohne Pausen nicht souverän. Sondern gehetzt. Und nervös. Die Pause dagegen schafft Raum zum Nachdenken – und der Redner wirkt selbstbewusst, weil er damit vermittelt: Ich habe keine Angst vor einer Zwischenfrage. Was also tun?
Lösungsvorschlag: Man muss als Anfänger sich bereits vor dem Auftritt ganz genau überlegen, wo man eine Pause setzt. Und diesem Pause am besten auch zu Hause üben. Natürlich soll man nicht zu viele Pausen einbauen – sondern etwa alle 2-3 Minuten. Und zwar dort, wo eine Sinneinheit zu Ende geht.
5. Ziemlich leise
Und zum Schluss noch ein letzter Klassiker: Viele Menschen sprechen zu leise. Das liegt daran, dass wir meistens im Dialog sind – und nur selten bei einer Präsentation. Wir haben uns daher eine ganz bestimmte Lautstärke angewöhnt. Diese ist für Zweier-Gespräche ideal. Aber wenn mehrere Menschen zuhören – und ggf. die Akustik im Meeting-Raum nicht ideal ist – dann versteht man nicht alles, wenn man hinten sitzt.
Lösungsvorschlag: Die einfachste Lösung ist, nach den ersten 2-3 Sätzen die hintere Reihe Fragen, ob man Sie dort gut versteht. Und sich natürlich vorher vergegenwärtigen, dass man 20% lauter sprechen sollte als normal.
Über den Autor: Wladislaw Jachtchenko ist Rhetorik-Trainer & Speaker. Er ist seit 2007 Leiter der Argumentorik-Akademie in München. Er ist Experte rund um die Themen professionelle Rhetorik und überzeugende Argumentation.
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