Alle Jahre wieder kommt… die erste, fette Erkältung der Wintersaison. Mit Tabletten und Hausmittelchen dauern solche grippalen Infekte etwa zwei Wochen, ohne sie 14 Tage – so eine Binsenweisheit. Und das ist auch die Zeit, die deutsche Arbeitnehmer im Schnitt daheim bleiben. Was Arbeitgeber dann dürfen, was nicht…
Weihnachten steht vor der Tür, die nächste Grippewelle ebenso. Personaler spüren das, wie eine Studie von CareerBuilder ermittelt hat: 60 Prozent der Krankheitstage von deutschen Angestellten entfallen pro Jahr auf die Zeit zwischen November und Februar. Nur glauben Arbeitgeber das ihren Mitarbeitern nicht immer, krank zu sein. Etwa ein Drittel (32 Prozent) der Führungskräfte prüfen die Angaben ihrer Mitarbeiter, um sicherzugehen, dass diese nicht simulieren.
Zum Onkel Doktor
Manche Arbeitgeber gehen dabei auf naheliegende Weise vor und verlangen beispielsweise eine Krankmeldung vom Arzt (65 Prozent derjenigen, die Mitarbeiterangaben überprüfen) oder rufen die Mitarbeiter an, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich krank sind (36 Prozent). Andere Arbeitgeber greifen auf weniger orthodoxe Methoden zurück. Zum Beispiel:
- am Wohnort der betreffenden Person vorbeifahren (27 Prozent),
- einen anderen Mitarbeiter bitten, den kranken Kollegen anzurufen (13 Prozent),
- den Partner oder ein Familienmitglied kontaktieren, um sich die Krankheit bestätigen zu lassen (9 Prozent).
Auch geben 15 Prozent der Arbeitgeber zu, die Profile ihres Mitarbeiters in sozialen Netzwerken daraufhin zu überprüfen, ob er die Krankheit womöglich simuliert. Diese Strategie scheint zu funktionieren: Nach Angaben der Studienteilnehmer wurden 29 Prozent der Arbeitnehmer, die sich unbegründet krank gemeldet haben, über ihre Social-Media-Aktivitäten entlarvt. 5 Prozent von ihnen wurden entlassen, weitere 19 Prozent erhielten eine Abmahnung.
Winterzeit = Erkältungszeit
„Es ist wichtig für Arbeitgeber, zu verstehen, dass Arbeitnehmer in den Wintermonaten häufiger krank sein werden und dass sie wahrscheinlich Zeit brauchen, um wieder richtig auf die Beine zu kommen oder andere Kollegen nicht anzustecken”, sagt Janet Prosper von CareerBuilder.
Lieber einmal richtig auskurieren als ständig krank
Ihr Rat lautet deshalb: „Wenn Sie Ihren Mitarbeitern ausreichend Zeit zur Erholung geben, werden sie umso schneller wieder zurück sein – und mit voller Energie. Sie sollten ihnen jedoch nicht nachspionieren. Klare Vorgaben für den Krankheitsfall können dagegen helfen, dass Ihre Mitarbeiter ehrlich sind: Bitten Sie beispielsweise darum, dass Mitarbeiter ihren direkten Vorgesetzten am ersten Krankheitstag anrufen und nach drei Abwesenheitstagen eine Krankmeldung vom Arzt vorlegen.“
Motivation unterstützt Genesungsprozess
„Ein gewisses Maß an Vertrauen gehört immer dazu, und dieses Vertrauen muss auf beiden Seiten vorhanden sein“, so Prosper weiter. „Wenn Ihre Arbeitnehmer befürchten müssen, dass Sie ihnen hinterher spionieren, wenn sie sich krank melden, werden sie ihre Motivation verlieren und weniger Spaß an der Arbeit haben. Und wenn Sie einmal einen klaren negativen Trend bei einem Mitarbeiter feststellen und dieser sehr häufig abwesend ist, sprechen Sie dies offen an, um sicherzugehen, dass es keine tiefer liegenden Gründe dafür gibt.“
Zur Studie von CareerBuiler: sie wurde mit 400 Arbeitgebern in Deutschland durchgeführt. Die Interviews wurden im September und Oktober 2015 von Redshift Research anhand von E-Mail-Einladungen und einer Online-Umfrage geführt. Die Ergebnisse jeder Stichprobe unterliegen möglichen Abweichungen.
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