Unzufriedenheit, Frust und Neid: Für all diese Negativemotionen soll Facebook verantwortlich sein. Eine Studie, die Mitglieder des Netzwerkes befragte ergab, dass über ein Drittel der Social Media User sich bei und nach der Nutzung von Facebook einsam, traurig und frustriert fühlen würden. Wie du mit solchen Gefühlen (auch) umgehen könntest…
Frustriert? Grund hierfür sind keine schockierenden Posts von Tierversuchen oder vom unappetitlichen Mittagessen des Kollegen, sondern eher das Gegenteil: Positive Nachrichten anderer User, die deren Glück und Freude darstellen, führen zu Neid, der wiederrum die Negativemotionen provoziert. Besonders betroffen sind dementsprechend sogenannte passive Nutzer, die Facebook weniger zur Selbstdarstellung als zur Verfolgung der Geschehnisse im „Freundeskreis“ nutzen.
Die zunehmende Bedeutung sozialer Netzwerke führt dazu, dass sie Mittelpunkt unseres Alltages werden und jegliche Ereignisse dargestellt werden. Gleichzeitig sind wir mit Menschen vernetzt, die wir kennen und die uns dementsprechend wenigstens teilweise ähnlich sind. Diese psychologische Nähe fördert den sozialen Vergleich und der wiederum die Entstehung von Neid.
Stellen wir unser Selbstbild dem, einer anderen Person gegenüber vergleichen wir nicht nur Aussehen, sondern auch Beliebtheit, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Eigenschaften. Facebook erleichtert diesen Vergleich durch die Darstellung all dieser Attribute einer Person auf ihrem Profil.
Doch wie gehen Sie mit dem Neid und Frust, der durch Facebook entsteht richtig um? Freunde löschen, abmelden? Es gibt einige Möglichkeiten, die nicht ganz so radikal sind und trotzdem helfen.
Mehr Gelassenheit, neues Selbstbewusstsein
Es klingt sicherlich einfacherer, als es ist, aber einen Versuch, ist es trotzdem wert: Zeigen Sie Gelassenheit und reiben Sie sich nicht an jedem Traumurlaub des fiesen Kollegen auf. Denken Sie außerdem daran: Wo Licht ist, ist auch Schatten: Der Chef postet seinen frühen Feierabend freudig auf Facebook?
Führen Sie sich vor Augen, wie oft er Überstunden machen muss, die er nicht mit all seinen Freunden teilt. Wenn Sie merken, dass Facebook Neid bei Ihnen aufkommen lässt, nehmen Sie sich außerdem die Zeit, Ihre Aktivitäten und die Ihrer Freunde zu reflektieren.
Ein Facebook-Phänomen beispielsweise: Nutzer, die viel auf Seiten ihrer Freunde „liken“ und kommentieren, bekommen als unterbewusste Gegenleistung häufig auch viele „Likes“ und Kommentare. Sind Sie also eher ein passiver User, der sich wenig in Diskussionen einmischt oder Kommentare zu neuen Profilbildern hinterlässt, ist die Folge häufig, dass auch Ihren eigenen Beiträgen weniger Beachtung geschenkt wird.
Abgesehen von diesem Aspekt ist dann natürlich die Frage: Wie wichtig sind mir 50 Gefällt-mir-Angaben unter dem neusten Urlaubsfoto? Und warum ist mir die Bestätigung anderer so wichtig? Versuchen Sie sich mehr auf sich und ihr eigenes Urteil zu verlassen und verfallen Sie nicht der Versuchung der hemmungslosen Selbstdarstellung auf Facebook.
Nutzung einschränken, “Nutzen” erhöhen
Wenn das nicht hilft: Schränken Sie Ihre Facebook-Nutzung ein. Loggen Sie sich nur noch ein, wenn Sie wirklich ein Ziel haben: Selber etwas posten oder Bilder hochladen, Freunde zur Geburtstagsfeier am Wochenende einladen, der Schwester eine Nachricht schicken. So vermeiden Sie es, Facebook aus Langweile zu nutzen und sich in den neusten Posts ihrer virtuellen Freunde zu verlieren.
“Offline-Zeiten müssen (auch mal) sein”
Genug Alternativen gibt es außerdem. Statt Facebook beispielswiese eine Nachrichtenseite aufrufen: Die hier veröffentlichten Neuigkeiten sind unter Garantie weltbewegender und weniger neiderregend als die neusten Facebook-Post. Eine weitere Alternative: Online-Games. Gönnen Sie sich eine Auszeit mit einer Runde Sudoku oder Mahjong. Beste Lösung ist es natürlich die Auszeit von Facebook sofort mit einer Auszeit vom Monitor zu verbinden und stattdessen beispielsweise ein Buch zur Hand zu nehmen.
Drüber reden hilft (manchmal)
Bezieht sich Ihr Neid vor allem auf eine bestimmte Person oder Personengruppe und schaffen Sie es nicht, ihn mit den oben genannten Tipps zu bremsen, hilft es auch, über Ihr Neidgefühl zu sprechen. Häufig ist uns das Gefühl unangenehm, da Neid gesellschaftlich kritisiert wird. Dabei ist es wie jegliche andere Emotionen natürlich und tritt bei jedem Menschen auf.
Wenn Sie mit Dritten über Ihren Neid reden, versuchen Sie nicht in Lästereien abzudriften. Aber auch die Person selber anzusprechen kann hilfreich sein: Wenn man Menschen sagt, dass man sie um etwas beneidet, dann stellt man schnell fest, dass sie das Beneidete gar nicht so wertschätzen, wie man selber.
Letztendlich gilt es sich grundsätzlich bewusst zu machen, dass Facebook vor allem der Kommunikation mit Freunden und Bekannten rund um die Welt dient und dementsprechend für eine unglaubliche Chance der Vernetzung und nicht der Selbstdarstellung steht.
Über die Autorin: Mara Brinkmann studiert General Management mit den Studienschwerpunkten Wirtschaftspsychologie und Marketing Management. Sie arbeitet für das Portal karrierefaktor.de, welches über die Themen Bewerbung, Karriere, Weiterbildung und Social Media informiert. Mara schreibt einige Ratgeber zu diesen Themen.
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