Anglizismen, Denglish oder Genglish. Wir nutzen sie viel, sie klingen gut, besser, am besten. Aber: Do you also understand only train station, ja? Die “Business-Sprech”-Gruppe bei Facebook listet immerhin rund 30.000 Fans, die sich hier mit den neusten Redewendungen beziehungsweise Slangs versorgt, austauscht und amüsiert. Klaus Werle geht dem nach. Sein vorläufiges Fazit: “Im doing ist halt noch ein gap”…
Back in den driver seat zu kommen, wird ein echter uphill fight. Wenn die manpower mal wieder nicht performt oder der headcount gefährlich oversized wirkt, dann sollte asap top- level involved werden, weil es ein paar toughe Entscheidungen zu taken gilt, um corners zu cutten. Aber hey, don’t worry, wenn Müller den lead hat, wird er eine fits-all-solution finden, immerhin hat er sich dazu clearly committed..
Noch vor einigen Jahren hätten das nur Unternehmensberater (und eventuell Außerirdische) verstanden. Doch Business-Sprech, diese bizarre Mixtur aus Angliszismen und verquastem Consulting-Deutsch, ist in den meisten Unternehmen längst mainstream, pardon, Allgemeingut geworden. Da wird gebrainstormed, recruited und gemilestoned, bis das Flipchart zusammenbricht.
Schließlich gilt es die korrekten figures zu forecasten, und das geht nur mit den richtigen skills, die man aber regelmäßig updaten sollte. Ein schwieriges Unterfangen, wenn vor lauter meet & greet kaum Zeit bleibt, sich zur inhouse benchmark zu entwickeln. Zwar liegen die geistigen Ursprünge des Corporate Kauderwelsch tatsächlich bei den schneidigen Damen und Herren von McKinsey, Bain, Roland Berger & Co. Doch inzwischen gilt auch für »normale« Firmen: Konzernsprache = schlechtes Englisch.
Konzernsprache = schlechtes Englisch
So unglaublich das klingt: Das hat sogar Vorteile. Business-Sprech ist ja nicht einfach nur eine Mischung aus Deutsch und Englisch (»Denglisch«), sondern integriert betriebswirtschaftliche Fachbegriffe (turnover, monitoring) und ist inspiriert von erzählerischen Kniffen, die sich vor allem im Amerikanischen finden.
Das ist toll, wenn man zum Beispiel Unangenehmes zu verkünden hat (cost cutting), was einfach weniger gefährlich klingt, wenn es technischer tönt. Oder wenn man gerne im Ungefähren bleibt, dabei aber unbedingte Entschlossenheit ausstrahlen möchte. Dieses Kunststück gelingt mit Beratersprech erstaunlich gut, da sich viele englische Begriffe durch eine bemerkenswerte Kombination aus Griffigkeit und Vagheit auszeichnen.
Seine irritierende Faszination hat dem Business-Englisch einen Siegeszug ermöglicht, der längst über die Unternehmenspforten hinausgeht. Im Netz gibt es ironische Fanseiten, wie etwa die sehr gut gemachte Adresse beratersprech. de des Kollegen Tom Hillenbrand, wo sogar Merchandising- Artikel zu erwerben sind – etwa T-Shirts mit Aufdrucken wie »Was sagt Legal zu dem draft?«
Business-Sprech beeinflusst Privatleben
Doch der Business-Sprech hat längst auch unseren Alltag unterwandert. Wir voten bei Castingshows und ärgern uns über no-shows bei Partys, wir setzen Dinge »ganz oben auf die Agenda«, wir geben dem Hochzeitstag »Prio Eins« und machen calls, statt zu telefonieren. Zu schade, dass die Wirtschaft, wo alles anfing, schon wieder one up ist, also einen Schritt weiter.
Beratungen, aber auch Unternehmen versuchen, wieder mehr Deutsch zu sprechen. Zum einen, weil der Business-Sprech als cooles Unterscheidungsmerkmal nicht mehr performt; zum anderen, weil dann doch nicht jeder Kunde restlos begeistert ist – und der zahlt schließlich die Rechnung.
Der sprachliche Retro-Trend macht die Sache allerdings nicht unbedingt besser, weil nun allzu oft angelsächsische Business-Vokabeln einfach rückübersetzt werden, was zu neuerlichen Wortmutanten führt. Dann werden »Prozesse aufgesetzt« oder »Inhalte generiert«, damit »am Ende des Tages« mit dem Ergebnis alle »fein« sind.
Die Ergebnisse der Rückbesinnung lassen also noch zu wünschen übrig. Zwar ist der Geist willig, doch das Fleisch ist schwach (Matthäus 26, 41). Anders formuliert: Im doing ist halt noch ein gap.
Über den Autor: Klaus Werle studierte Geschichte, Anglistik und Germanistik in Heidelberg. Klaus ist Absolvent der Henri-Nannen-Journalistenschule. Seit 2004 ist er beim manager magazin Redakteur für die Ressorts Trends und Karriere. Neben “Die Perfektionierer” hat er auch das Buch “Ziemlich beste Feinde” geschrieben…
Artikelbild: ESB Professional/ Shutterstock
1 Kommentar
Ist ja ganz nett geschrieben, aber warum ist der Text denn hellgrau auf weiß? Warum hasst man hier Lesbarkeit und Kontrast?