Wir haben es schon immer gewusst. Wir haben es nur nicht gerne gehört. Jetzt ist es amtlich: 39 Prozent der Personaler recherchieren im Internet, was dort über den Bewerber zu finden ist. Da kann es schnell passieren, dass Dir Dein „Online-Ich“ ein Bein stellt. Wie du das vermeiden kannst…
Wenn Du zu einem Bewerbungsgespräch gehst, ziehst Du einen schicken Anzug oder ein Kostüm an. Du sammelst Zeugnisse und Arbeitsproben in einer Mappe, Du überlegst Dir ganz genau, wie Du Dich darstellen möchtest. Im Gespräch kannst Du glänzen. Dein „Online-Ich“ auf Facebook, Xing und Co glänzt womöglich weniger als die Bewerbungsmappe und der neue Anzug. Aber der Personaler, dem Du Deine hervorragenden Fähigkeiten präsentierst, hat Dich schon gegoogelt. Hättest Du mal vorher dran gedacht!
Jeder dritte Personaler googelt Bewerber
Die Unternehmensberatung Kienbaum hat jetzt gemeinsam mit dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass viele Personalchefs die Möglichkeiten des World Wide Web nutzen. Sie wollen vor Ankunft des Bewerbers bereits ein umfassendes Bild von ihm bekommen. Jeder dritte googelt, 23 Prozent nutzen auch die sozialen Netzwerke.
“Ultraschall”
Eigentlich sind dem Arbeitgeber enge Grenzen bei der Recherche gesetzt. Aber auch wenn es sich hier um die Privatsphäre des Bewerbers handelt, wird der Chef nicht vergessen, was er gesehen hat. Nach einer Schwangerschaft darf im Bewerbungsgespräch nicht gefragt werden. Findet der Personaler jedoch ein Ultraschallbild mit freudiger Ankündigung bei Facebook, wird er mit Sicherheit einen neuen Grund finden, die andere Kandidatin zu wählen. Dein „Online-Ich“ hat Dir die Anstellung damit vermasselt.
Nicht jedes Partyfoto gehört ins Netz
Wenn es nicht die Schwangerschaft war, dann war es womöglich unser ausschweifendes Nachtleben, was den Chef dazu veranlasst hat, uns als wenig zuverlässig einzustufen. Natürlich weißt Du, dass Du keine Bilder von Dir mit einem Bierglas in der Hand auf Deiner Facebook-Pinnwand posten solltest. Aber immer wieder stößt man beim Durchstöbern der Seiten von Freunden auf genau diese Bilder.
Oftmals ist es der Drang nach Anerkennung und Beweisen für das eigene aufregende Leben, was junge Menschen dazu bringt, jede Party, jeden Ausflug und jedes Essen in sozialen Netzwerken zu teilen. Doch nicht jede Party gehört ins Netz. Überlege genau, welche Bilder Du hochlädst. Genießen kann man auch ohne online zu teilen.
Privates muss (auch mal) privat bleiben
Man braucht aber nicht ganz auf private Fotos zu verzichten. Das wichtigste dabei ist, dass privates auch privat bleibt. Checke alle Deine Einstellungen in den Netzwerken. Wer kann sehen, was Du veröffentlichst?
Überlege bei Verlinkungen mehrmals, ob das notwendig ist. Vielleicht arbeitet der Freund, der Dich verlinken möchte, in der Firma, in die Du gerne würdest? Vielleicht ist er über Umwege mit Deinem zukünftigen Chef befreundet? Dann landet das Bild vom Oktoberfest ganz schnell mal in ungebetenen Händen, denn die Einstellungen Deiner Freunde kannst Du nicht bestimmen.
Ähnlich verhält es sich mit einigen öffentlichen Facebook-Gruppen. Du kannst nicht bestimmen, dass man sie in Deinem Profil nicht findet. Eine Angehörigkeit bei den „Partypeoplez Berlin“ muss deswegen vielleicht nicht unbedingt sein.mWichtige News – wie zum Beispiel die Schwangerschaft – solltest Du mit den richtigen Freunden ganz altmodisch via Email teilen. Das ist immer noch die sicherste Methode.
Xing muss professionell sein
Ein Xing-Profil ist durchaus sinnvoll. Du solltest es aber professionell gestalten. Halbherziges Ausfüllen der Online-Mappe macht keinen Sinn. Das wirkt eher, als hättest Du mitten in der Arbeit das Interesse verloren. Veröffentliche ein ordentliches Foto und gib nur die Jobs an, die Du gut vertreten kannst.
„Ein öffentliches Hobby kann von Vorteil sein. Bevor Du Dich bewirbst, tu doch einfach das, was der Personaler auch tun wird. Google Dich mal.“ Du wirst mit Sicherheit die ein oder andere Seite finden, auf der Du erwähnt wirst. Wenn Dir eine Erwähnung hinderlich erschein, kannst Du versuchen, beim Betreiber zu bewirken, dass Dein Name herausgenommen wird.
Es wird aber auch vielleicht ein Zeitungsartikel zu finden sein, auf den Du durchaus stolz sein kannst. Wenn Du beim örtlichen Sportverein als zweiter Vorsitzender gelistet bist, sind das tolle Vorschusslorbeeren. Es gibt also durchaus auch positive Seiten deines „Online-Ichs“. Eine genaue Überprüfung vor einer Bewerbung ist aber in jedem Fall sinnvoll. Dann steht dem Traumjob nichts mehr im Weg.
Über die Autorin: Julia Bergner macht gerade ihr “Volo” bei der Nachrichtenagentur idea spektrum. Sie ist Teil der Generation Y und hat sich das in ihrem Bekanntenkreis lange mit angesehen: alle Möglichkeiten heisst noch lange nicht überglücklich, will man doch die Erwartungen anderer erfüllen…
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