Fettnäpfchen, Fallstricke und Flops gibt es nicht nur im privaten Leben, sondern auch im Berufsleben. Da ist ein Trainee-Programm keine Ausnahme. Wie man am besten reagiert und diese sogar als Chance sieht, erklärt „Trainee-Knigge“ Stefan Rippler. Ein Auszug…
Jeder macht Fehler. Ist ja eigentlich auch nicht der Rede wert, denn es war ja meist keine Absicht. Fehler können zwar unangenehm, peinlich, ärgerlich oder teuer sein – und die Konsequenzen erst recht. Aber jeden Fauxpas vermeiden zu wollen, ist erstens sehr anstrengend und wahrscheinlich erfolglos…
Gerade für Berufseinsteiger sind Fehler oft nicht sonderlich schlimm. Sie haben sogar viel Gutes, denn, sie tragen vor allem zum Lernprozess bei, aber das macht Fehler nicht zu Lappalien.
Wer fehlerhaft handelt, verärgert (und enttäuscht) andere oder zumindest sich selbst. Darum bemüht man sich in der Regel natürlich, möglichst wenig falsch zu machen. Nur wie schafft man das? Schon im Vorfeld nach potentiellen Fehlerquellen suchen und versuchen, sie so gut wie möglich unter Kontrolle zu bekommen. Erfahrenere Kollegen fragen.
Viele Fehler werden erst in dem Moment akut zum Problem, wenn sie von anderen erkannt werden. Es ist also zu empfehlen, möglichst frühzeitig zu überprüfen, ob man selbst Fehler gemacht hat. Dann kann man sie vielleicht noch ausbessern, bevor andere darauf stoßen.
Aber bei aller Achtsamkeit: „Angst vor Fehlern zu haben, ist auch nicht der richtige Weg. Denn dann macht man vor lauter Vorsicht erst recht welche.“Das ist ähnlich wie bei einem Elfmeterschützen beim Fußball: Wer Angst davor hat, ihn zu verschießen, verschießt viel eher als jemand, der mit Selbstvertrauen an die Sache herangeht und diese Sicherheit auch noch ausstrahlt.
Ist das Kind schon in den Brunnen gefallen und ein Fehler passiert, sollte man den Fehler sofort ansprechen. Eine Entschuldigung mit der Zusage, es beim nächsten Mal besser zu machen, ist in jedem Fall angebracht. Wichtig ist vor allem, dass man aus der Situation lernt und den Fehler kein zweites Mal macht.
Kuschen, Kopieren, Kaffeekochen
Kaffeekochen, Kopieren und Akten sortieren gehören sicherlich mal dazu, sollten allerdings nicht Haupttätigkeiten sein. Immer bei den Ansprechpartner auf der Matte zu stehen, wenn man gerade nichts zu tun hat – das sollte man als Trainee auf jeden Fall tun – auch und gerne penetrant.
Das Gefühl, dass man etwas lernen möchte, sollte beim Kollegen ankommen und was nutzt einem ein Trainee, in dem man nur Däumchen dreht? Aber Vorsicht: Traut man sich zu viel zu, kann es leicht mal passieren, dass der Schreibtisch zu voll wird – und eventuell gehäuft Fehler passieren.
Als Trainee hängt man sich natürlich rein und versucht, den potenziell zukünftigen Arbeitgeber von sich zu überzeugen. Alles hat jedoch Grenzen. Das heißt nicht, dass man im Trainee um 18 Uhr seinen Stift fallen lassen sollte, aber regelmäßig drei Überstunden am Tag sind auch nicht okay.
Sollte es mal brennen, kann es schon sein, dass man länger bleibt, oder ggf. nach Aufgaben fragt, falls der eigene Schreibtisch leer ist und man sieht und merkt, dass die Kollegen alle noch rotieren. Man verabschiedet sich am besten, indem man fragt, ob es noch Aufgaben gibt und man ansonsten dann jetzt gehen würde.
Bleiben bis zum Umfallen: Keine Spielchen!
Politische Spielchen, in denen es um das Streben nach Macht geht, gibt es nicht nur im Bundestag. Auch im Karriere-Leben kann man sich schon mal so vorkommen, als wäre man im Haifischbecken. Alle wollen weiter kommen auf der Karriere-Leiter, sei es durch überzeugende Arbeitsleistung, besonderes Engagement – oder Tricks und Spielchen mit denen man Einfluss auf andere nimmt bzw. Einflussversuche anderer abwehrt und seinen eigenen Willen durchsetzt.
Dabei spielt es keine große Rolle, ob man selbst schon Führungskraft ist oder gerade am Beginn seiner Karriere steht – aber im Trainee-Programm gilt: Keine Spielchen. Das Beste am Trainee-Programm ist, dass man oftmals Machtspiele beobachten kann und dadurch für das spätere Berufsleben lernt, wie man mit solchen Situationen umgehen kann – dass man Opfer von Spielchen wird, ist eher unwahrscheinlich.
Ein Fall, der ab und an Grund für Spielchen liefert: Jemand in der Durchlaufstation hat Angst um seinen Job, weil man als Trainee besser qualifiziert ist oder der Trainee besonders in der Abteilung heraussticht, beispielsweise durch überdurchschnittliche Arbeitsergebnisse, Verbesserungsvorschläge oder ähnliches. Hier hilft nur das direkte Gespräch mit dem Gegenspieler. Man ist schließlich nicht nur in dieser einen Station und hat vielleicht sogar ganz andere Ziele als derjenige, der um seinen Job bangt.
Meetings: Das firmeninterne Vitamin B
Um ein unternehmensweites Netzwerk aufzubauen und erhalten zu können, sollte man am Ende des Durchlaufs in den einzelnen Stationen von seinen Betreuern eine ehrliche Einschätzung seiner Fähigkeiten erbitten. In vielen Firmen ist ein abschließendes Gespräch in der letzten Woche Bestandteil einer jeden Trainee-Station. Man kann so z.B. versuchen, sich eine Mentor-Mentee-Beziehung mit den ein oder anderen Kollegen aufzubauen und sich auch privat besser kennenzulernen, ja sich vielleicht sogar anzufreunden.
Jedes Meeting ist eine Chance, neues Wissen aufzusaugen sowie mehr über das Unternehmen und die Kollegen zu erfahren. Das weiß in der Regel auch der jeweilige Ansprechpartner des Trainees in der Fachabteilung und nimmt einen in wichtige Meetings mit – ob intern oder mit Kundenkontakt, manchmal verbunden mit der Aufgabe, Protokoll zu führen.
Anders als Praktikanten erfährt man in Meetings teilweise Dinge, die höchst vertraulich behandelt werden müssen – zum Beispiel, wenn es um Personalangelegenheiten geht. Als Trainee lernt man so nicht nur wichtige Entscheidungsträger kennen, sondern auch die Unternehmenskultur.
Über den Autor: Stefan Rippler ist Redakteur bei der Computerbild und hat den Trainee-Knigge herausgegeben. Er selbst war Trainee bei der Bauer Media Group und ist heute Redaktionskoordinator bei Axel Springer. Branko Woischwill promoviert an der Freien Universität Berlin im Fach Soziologie. Lukas große Klönne ist Redaktionsleiter der Jobbörse Absolvent…
Artikelbild: Robert Kneschke/ Fotolia.com