“Deutschland sucht den Superstar” geguckt? Der Trend geht wieder zu „echt“ origineller Musik. Wer hört noch Alexander oder kauft sich Alben von Dieter Bohlen aus der Wühlkiste?
Morgen wirst du auch ein Popstar, vielleicht. Studenten der Popakademie in Mannheim meinen, dass die Zeit der bekannten TV-Castings zu Ende geht. Diese Instant-Karrieren hätten keine langfristige Perspektive. Das meint auch Newcomer Johannes Falk. Gerade bringt er sein Debütalbum heraus: “Pilgerreise“.
Viele Nachwuchs-Bands bezahlen bitteres Lehrgeld, da sie sich nicht mit den Grundlagen von Recht, Finanzen, Medien und Marketing auskennen. Berühmt werden sei nicht leicht: „Entweder du wirst Superstar im Fernsehen oder du arbeitest sehr hart an deiner Karriere”, sagt Johannes Falk.
Man sollte darauf gefasst sein, dass ein Studium an der Popakademie in Mannheim einem vieles bietet, aber eben keine Erfolgsgarantie, berichtet er aus den Reihen ehemaliger Akademiestudenten. „Hier wird das ganze Wissen vermittelt, was ich brauche, um später auf dem Markt durch eigene Leistung überzeugen zu können“, berichtet Johannes.
Bevor er seine erste CD aufnahm, arbeitete er zwölf Jahre in einer Fabrik, um überhaupt Musik machen zu können. „Jetzt möchte ich davon leben“, ist sich Falk sicher. Ob er Popstar wird? Einige Platten hat er schon produziert.
Hobby-Band, Schichtarbeit, dann Platten-Vertrag
Für eine Studentenband, die bisher nur für sich im Keller spielte, ein paar Auftritte im heimischen Raum hatte, bedeute das den klassischen Weg:
Viele Konzerte spielen, sich eine solide Fanbasis aufbauen, Demo-Tapes aufnehmen, möglichst im lokalen Radio gespielt werden. Und sich ausdauernd um einen Platten-Vertrag bei den großen Labels wie Sony BMG und Universal bewerben. „Es ist wichtig, sich im Mainstream durch einen eigenen Stil abzuheben“, erklärt eine Expertin der Branche.
Falk singt Deutsch, auch wenn weniger als acht Prozent deutschsprachige Musik im Radio gespielt werden. Seine Stimme ist irgendwo zwischen Lenny Kravitz und Herbert Grönemeyer einzuordnen.
Nach jahrelanger Band-Erfahrung war es für den gebürtigen Darmstädter im Herbst 2004 an der Zeit, sein eigenes Solo-Projekt zu starten. An der Popakademie fand er Musiker, mit denen er in vielen Stunden die eigenen Songs und Ideen verwirklichen kann.
Johannes: „Harte und weiche Seiten zeigen, dass anspruchsvolles Songwriting und eingängige Melodien kein Widerspruch sind.“ Er begann zu laufen, sah sich als Pilger durch Landschaften, Städte und Dörfer wandern.
Vorbei an Jahrmärkten, Schlössern und Burgen, Bergen und Hügeln, kämpfend gegen Feinde und Dämonen. Unterwegs mit Gefährten und Freunden, verraten und verkauft von Betrügern und Gauklern.
Bilder mit einer ungeheuren Kraft.“ Dieser Gedankenfilm läuft vor seinem inneren Auge ab, als Johannes drei Jahre später das Buch „Pilgerreise zur seligen Ewigkeit“ von John Bunyan in die Hände fällt, christliche Weltliteratur, geschrieben 1675, in über 200 Sprachen übersetzt.
Karriere, Sehnsucht nach Wahrheit und Sinn
Es ist die allegorische Geschichte des Pilgers,der alles hinter sich lässt, um sich auf die Suche zu machen nach Wahrheit, Glück und ewigem Leben. Das Buch fesselt Johannes, vom ersten Augenblick an. 2007 ist das Jahr, in dem er sein Studium an der Mannheimer Popakademie beendet und vor der Frage steht, welchen Weg er als Musiker einschlagen soll.
Die Leidenschaft zur Musik sei die eine Sache, inhaltlich habe ihm aber der passende Ansatz, die Vision gefehlt, sagt er mit dem Blick zurück. Johannes: „Was mich sofort packte, war diese Sehnsucht, die in jeder Zeile steckte. Die Sehnsucht danach, die Wahrheit zu finden und sich nicht damit zufrieden zu geben, was diese Welt uns bietet.“
“Leidenschaft zur Musik”
Die Idee ist geboren: die Hoffnungen und Nöte des Lebensweges, die „Pilgerreise“, musikalisch auszuarbeiten – zum gleichnamigen Konzeptalbum, in dem Stimme und Klavier das Herzstück bilden. Sie verschmelzen darin zu einer Einheit – und formen einfühlsame wie ausdrucksstarke Melodien.
„Mich erfüllte der Wunsch, dieses Thema und diese kraftvollen Bilder in ein modernes, musikalisches Kleid zu packen. Eben weil es nichts Altes, Verstaubtes ist, sondern etwas, das jeden Menschen der heutigen Zeit umtreibt“, sagt Johannes.
Pilgerreise, Vertrauen und die Sache mit dem Leid
Das Vorhaben gelingt. Warum? Johannes erlebt sich als ein wahrhaft Suchender. Er stellt sich den Fragen nach dem Woher und Wohin. Nach dem Sinn, aber auch den harten Prüfungen im Leben, nach Abschied und Tod.
Die Lieder erzählen von der Freiheit des Herzens, von Umkehr, Vergebung und der Bereitschaft, Fehler einzugestehen. Der Musiker Johannes Falk hilft uns in diesem Album, seine persönliche Pilgerreise mit allen Sinnen nach- und mitzuempfinden:
Wir spüren in den Songs das Mühe- und Leidvolle der menschlichen Erfahrungen – aber auch die Sehnsucht nach einem vollkommenen Leben. Einem Leben, in dem wir unseren Herzenswünschen und Begabungen folgen, uns aber auch mit unseren Schwächen versöhnen und uns immer wieder vertrauensvoll auf Gott einlassen.
Musik bewegt uns, lässt uns in Resonanz kommen mit ihr. Wenn Johannes Falk in seinen Songs Sehnsucht und Schmerz, aber auch Mut und Zuversicht ausdrückt, wird uns bewusst: Wir alle pilgern, jeder auf seinem ganz eigenen Weg. In diesem Sinne ist „Pilgerreise“ wie ein fürsorglicher Weggefährte – einer, der es gut meint mit uns, einer der Trost und Nähe spendet und uns so nachdrücklich zum Weitergehen ermutigt.
Was das Album nicht ist: einer der zahllosen Ratgeber inmitten der aktuellen Glückshysterie, die uns suggerieren, Glücksempfinden könne per Verhaltensprogramm verordnet werden. Johannes Falk lässt uns vielmehr mit seiner Musik wissen:
Glück ist ein echtes Geschenk – und es geschieht, wenn wir in uns ruhen, im Einklang mit uns sind. Wahres Glück überdauere die Zeit, auch die Leidenszeit, ist sich Johannes ganz sicher.
Biografisches
Johannes Falk wurde 1977 in Darmstadt als jüngstes von zwölf Kindern geboren. Bereits im Alter von 13 Jahren gründete er zusammen mit drei Brüdern seine erste Band.
Von 1996 bis 1999 wirkte Johannes Falk im internationalen Gospelchor „Gospel Company“ als Solist, tourte mit ihm durch Deutschland, die Schweiz und Luxemburg. Im Jahr 1999 übernahm er die Position des Frontsängers bei der hessischen Rockband „on a mission“.
Mit ihr gab er in den folgenden Jahren etwa 200 Konzerte in Deutschland, Holland, der Schweiz und Finnland, darunter vor 30.000 Menschen bei der TV-Liveübertragung „Sound of Frankfurt“.
Als “Newcomer 2000” wurde die Band auf der internationalen christlichen Musikmesse “Promikon” in Gießen ausgezeichnet. Im Jahr 2001 erhielt sie auf der „Mainova Sound of Talents”, einem der wichtigsten Newcomer-Plattformen Deutschlands, den „Independent Music Award“ – insbesondere für Originalität, Live-Qualität und kreatives Songwriting.
2002 erschien Johannes Falk zum ersten Mal als Solokünstler im Rahmen der „Feiert Jesus!“-Reihe von Albert Frey. Seither hat er sich als Solist bei verschiedenen christlichen Produktionen einen Namen gemacht. 2004 war für Johannes Falk ein einschneidendes Jahr. Er beschloss, seinem Beruf in der Chemiebranche den Rücken zu kehren und sich von nun an ausschließlich der Musik zu widmen.
Unter hunderten Bewerbern wurde er im Herbst 2004 an der Popakademie Mannheim zum Studiengang Popmusikdesign mit dem Schwerpunkt Singer/Songwriter zugelassen. An der im deutschsprachigen Raum einzigartigen Ausbildungsstätte für Popularmusik schloss Johannes Falk das Studium 2007 mit dem Bachelor of Arts ab.
Seitdem konzentriert er sich neben diversen Live-Gastauftritten und Studio-Aufträgen auf die Weiterentwicklung seiner eigenen Musik. In Kürze ist es so weit: Im März veröffentlicht Johannes Falk sein erstes Solo-Album. Inspiriert durch das Buch „Die Pilgerreise“ von John Bunyan, entstand in Zusammenarbeit mit Florian Sitzmann eine musikalische Reise durchs Leben mit allen Höhen und Tiefen, der Suche nach Wahrheit und nach dem ewigen Leben.
Stars und Sternchen: Pro Jahr bewerben sich rund 800 Interessenten für die beiden angebotenen Studiengänge der Popakademie. Formale Voraussetzungen sind Abitur, praktische Referenzen und eine fundierte Allgemeinbildung. In einem mehrstufigen Auswahlverfahren werden dann die Besten ausgewählt.
Man studiert in übersichtlichen Kursgrößen von 25-30 Teilnehmern. Dabei stehe ein erfahrenes Team an Dozenten aus der Praxis mit Rat und Tat zur Verfügung. Stars wie etwa Xavier Naidoo mit den Söhnen Mannheims unterstützen die Popakademie, bilden jedoch nicht die Basis der Ausbildung.
Die Schule sei eigentlich eine ganz normale Bildungseinrichtung des Landes Baden-Württemberg, keine „Stars- und Sternchen-Schmiede“. Man bekomme sein BAföG genauso wie jeder andere Student auch.
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